Gegen die geplante Reduktion der Militärmusikkapellen in den Bundesländern von derzeit jeweils 47 auf 20 Musiker mit Sommer sind Dienstagvormittag "Militärmusikfreunde" aus ganz Österreich mit ihren Instrumenten am Wiener Ballhausplatz aufmarschiert, um dem Verteidigungsminister den Marsch zu blasen. Prominente Unterstützung kam unter anderem von Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP).

Zwischen "47er Regiments-Marsch" und "O, du mein Österreich" kam beim "Sympathie-Konzert" vor dem Bundeskanzleramt zwischenzeitlich durchaus so etwas wie Volksfeststimmung auf, woran die verteilten Schnaps- und Bierfläschchen sicher auch nicht ganz unschuldig waren. Die Polizei kam bei ihrer Schätzung zwar nicht auf die laut Veranstalter 1.000 Musiker, aber immerhin gut 350. Das strahlende Wetter zog laut Polizei auch rund 300 Zuschauer an.

"Es geht um Kultur"

Quasi direkt vom Ministerrat auf der Rednerbühne begrüßen konnten die Musiker Justizminister Brandstetter. Er sei hier, weil er sich "innerlich dazu verpflichtet" fühle. "Es gibt Dinge, die sind viel mehr wert als sie kosten." Es gehe nicht um Parteipolitik oder einzelne Mitglieder der Regierung, "da geht's um Kultur", betonte Brandstetter. Er versuche Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) seit Wochen zu überzeugen, die Einsparungen bei der Militärmusik noch einmal zu überdenken, versicherte er und kassierte entsprechend Applaus. Für Klug selbst, der zu dieser Zeit nicht in Wien war, hagelte es dagegen von den Musikern Buhrufe und Pfiffe.

Einen Sprung schaute auch Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) vorbei. Ob sie auch der Meinung sei, man müsse die Maßnahme überdenken? Sie wolle Kollegen keine Ratschläge erteilen, meinte Mikl-Leitner zur APA, "aber vielleicht wäre es gescheit, wenn man ein Gespräch führt". Beim Protest blicken ließen sich übrigens u.a. auch Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP), Volksanwalt Peter Fichtenbauer (FPÖ), der burgenländische Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl, der niederösterreichische Landesrat Stephan Pernkopf und sein Vorarlberger Kollege Erich Schwärzler (alle ÖVP) sowie der Salzburger Team Stronach-Landesrat Hans Mayr. Ex-Minister Karlheinz Töchterle (ÖVP) brachte sich mit seinem Flügelhorn ein.

"Polit-Mühlen"

"Unsere und damit auch eure Militärmusiken sind in die Polit-Mühlen geraten", richtete sich Wolfram Baldauf vom Verein "Militärmusikfreunde" an Verteidigungsminister, Innenministerin, Bundeskanzler und Vizekanzler. Die Militärmusikkapellen "kosten fast nichts", hätten aber bei Auftritten eine "enorme Anziehungskraft", warb er. Die geplanten 20 Musiker pro Kapelle seien "nicht einmal ein schlechter Witz", das sei keine Militärmusik mehr.

Nach dem Konzert am Ballhausplatz stand um 13.30 Uhr noch eines vor dem Parlament an, dort sollen dann auch über 35.000 Unterschriften des Österreichischen Blasmusikverbands an das Nationalratspräsidium übergeben werden.