Die Wahl von Regula Rapp zur neuen Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) stößt auf Kritik innerhalb der Hochschule. Der Senat wertete die Entscheidung als "Affront", so dessen stellvertretende Vorsitzende Ursula Hemetek im Online-"Standard". Die Wunschkandidatin des Gremiums für den Rektorsposten, Ulrike Sych, legte ihr Amt als Vizerektorin zurück.

Der Rektor einer Universität wird vom Universitätsrat aus einem Dreiervorschlag des Senats gewählt. Der Senat besteht aus Vertreter der Professoren, des Mittelbaus, der Studenten und des allgemeinen Uni-Personals der jeweiligen Hochschule. Der Universitätsrat setzt sich je zur Hälfte aus von der Regierung bestellten und vom Senat bestimmten Mitgliedern zusammen (plus einem weiteren Mitglied, das anschließend einvernehmlich bestimmt wird), die jedoch alle nicht aus der Uni kommen dürfen.

In seinem Dreiervorschlag nahm der Senat der mdw eine (im Gesetz nicht vorgesehene) Reihung vor, der Sych an der Spitze sah. Der Uni-Rat wählte allerdings die ebenfalls im Vorschlag vertretene Rapp.

"Wir sehen das als Affront", so Hemetek. "Wir werden das nicht auf uns sitzen lassen." Am Freitag will der Senat in einer Sitzung über die weitere Vorgehensweise beraten.

Managerin mit erstklassigem Ruf

Am Dienstag hatte die Universität bekannt gegeben: Mit der  Rapp wird die Institution ab 1. Oktober erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1817 von einer Frau geleitet. Die Aktuelle Rektorin der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart löst Werner Hasitschka ab, der der mdw seit 2001 vorstand.

Regula Rapp (53) wurde im deutschen Konstanz geboren. Die promovierte Musikwissenschafterin, die außerdem auch ein Studium der historischen Tasteninstrumente abgeschlossen hat, bringt viel Erfahrung im Hochschulmanagement mit. Vor ihrem derzeitigen Rektorat in Stuttgart stand sie bereits 2005 bis 2012 der Hochschule für Alte Musik in Basel (Schweiz) vor. Neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit war Rapp auch als Dramaturgin tätig. So etwa als Chefdramaturgin und Mitglied des Leitungsteams an der Deutschen Staatsoper Unter den Linden in Berlin sowie als Gastdramaturgin an der Oper Zürich oder bei den Salzburger Festspielen.

Rapp genieße "einen erstklassigen Ruf in der Hochschul- und Kunstszene und bringt in den Inhalten, die an der mdw gelehrt werden praktische Erfahrung mit: als Musikerin, als Wissenschafterin, als Dramaturgin, als Dozentin sowie als Hochschulrektorin an zwei unterschiedlichen Hochschulen", sagte die Vorsitzende des Universitätsrates, Haide Tenner, zur Entscheidung. Dass sie "ihre Führungsqualitäten bereits mehrfach international unter Beweis gestellt" habe, sei bei der Entscheidung des Uni-Rats angesichts der Größe der Uni (im Studienjahr 2013/14 studierten dort etwas mehr als 2.500 Studenten) und der Vielfalt des universitären Angebots - die mdw umfasst auch das Max Reinhardt Seminar und die Filmakademie Wien - besonders ins Gewicht gefallen.