Draußen der graue Berliner Winter, drinnen das ewige Eis der Arktis. Zum Auftakt der 65. Berliner Filmfestspiele wurde es am Donnerstagabend im Berlinale-Palast frostig, aber dennoch leidenschaftlich. Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche (50) nahm die Festivalzuschauer im Eröffnungsfilm "Nobody Wants the Night" (übersetzt: "Niemand will die Nacht") mit nach Grönland.

Die Reise war fantastisch, bildgewaltig und voller Abenteuer, Gefahren, Schmerz, Liebe und Selbstfindung. Mit der Weltpremiere des packenden Dramas der spanischen Regisseurin Isabel Coixet ("Mein Leben ohne mich") wurde das Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären eröffnet, die am 14. Februar vergeben werden. Coixet konkurriert mit 18 weiteren Filmemachern im offiziellen Wettbewerb um die Berlinale-Trophäen, darunter Werner Herzog ("Queen of the Desert") und Andreas Dresen ("Als wir träumten").

Coixets Drama, von historischen Ereignissen und der wahren, aufregenden Lebensgeschichte einer starken Frau inspiriert, lebt vor allem von seiner starken Hauptdarstellerin. Die Französin Binoche ("Der englische Patient") spielt in dem Film die US-amerikanische, exzentrische High-Society-Lady Josephine Peary, die im Jahr 1908 ihrem heiß geliebten Mann, dem berühmten Arktis-Forscher Robert Peary, ins ewige Eis nachreisen will. Gegen alle Warnungen bricht sie gemeinsam mit dem erfahrenen Forscher Brum (Gabriel Byrne/"Miller's Crossing") Richtung Nordpol auf.

Es ist erst das zweite Mal in der Geschichte der Berlinale, dass das Festival von einer Regisseurin eröffnet wird. Zuletzt war 1995 die deutsche Filmemacherin Margarethe von Trotta ausgewählt worden, zum Berlinale-Auftakt ihr Drama "Das Versprechen" zu zeigen. In diesem Jahr stammt gut ein Viertel der insgesamt 441, in verschiedenen Festival-Reihen laufenden Berlinale-Filme von Regisseurinnen - es wird also ein Festival der starken Frauen.

Juliette Binoche (rechts) mir Regisseurin Isabel Coixet
Juliette Binoche (rechts) mir Regisseurin Isabel Coixet © AP/Schmidt

Die Spanierin Coixet und die Französin Binoche sind echte Berlinale-Stammgäste. Coixet hat bereits sechs Mal ihre neuen Filme auf dem Festival gezeigt, das Drama "Mein Leben ohne mich" über die letzten Wünsche und Erledigungen einer krebskranken Frau und "Elegy" nach dem Roman "Ein sterbendes Tier" von Philip Roth liefen in der offiziellen Bären-Konkurrenz. Binoche hat ebenfalls schon mit sechs ihrer Filme Premiere bei der Berlinale gefeiert, darunter mit "Chocolat", "Der englische Patient" und "Die Liebenden von Pont-Neuf".

Rund 1600 Gäste waren zur Berlinale-Eröffnungsgala mit Festivaldirektor Dieter Kosslick und Comedystar Anke Engelke in den Berlinale-Palast am Potsdamer Platz gekommen. Bei der Gala wurde auch die internationale Jury vorgestellt, die über die Bären-Gewinner entscheiden wird. In dem Gremium sitzen unter anderem der deutsche Schauspieler Daniel Brühl, die französische Darstellerin Audrey Tautou und "Mad Men"-Erfinder Matthew Weiner. Bei dem elftägigen Festival werden auch Stars wie Nicole Kidman, Robert Pattinson, Natalie Portman, Helen Mirren, James Franco und Ian McKellen erwartet.