Den ersten Lacherfolg erntete Rolando Villazón schon, bevor der Vorhang aufging. Den in deutscher und englischer Sprache an das Publikum gerichteten Tonbandappellen der Wiener Volksoper, die Handys auszuschalten, hatte er eine spanische Version hinzugefügt, in der er auch um viel Applaus bat.
Den hat er für seine erste Regiearbeit in Österreich natürlich erhalten – aber auch Buhrufe, die der Startenor tapfer mit Kusshänden parierte.
Für diese unterschiedlichen Reaktionen der mit viel Prominenz (Kulturminister Josef Ostermayer, Bundestheaterchef Günter Rhomberg, Vorgänger Georg Springer, Ex-Staatsoperndirektor Ioan Holender, Ex-Burgtheaterdirektor Achim Benning, Starbassist René Pape) gespickten Premierengäste gibt es jeweils gute Gründe.
Gaetano Donizettis Satire über die „Sitten und Unsitten am Theater“ (der Originaltitel seines 1827 in Neapel aus der Taufe gehobenen Werks lautet „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“) lädt natürlich dazu ein, sich über die Eigenheiten des Opernbetriebs lustig zu machen. Auf der Gratwanderung zwischen amüsantem Witz und billigem Klamauk verlor Rolando Villazón, der in Wien nicht an die Originalität und Schlüssigkeit seiner Inszenierung von Donizettis „Liebestrank“ in Baden-Baden herankam, aber die Balance. Und nicht zuletzt verschoss er sein Humorpulver vorzeitig.
Sängereitelkeiten
Das anfängliche Warten auf den zu spät zur Probe kommenden Tenor, die Eifersüchteleien zwischen den Sängerinnen, die Machtkämpfe zwischen Dirigent und Regisseur (zu denen in der von Alexander Kuchinka für die Volksoper adaptierten Fassung der seit 1969 im deutschen Sprachraum erfolgreichen Bearbeitung von Karlheinz Gutheim und Horst Goerges der Komponist und Textdichter umfunktioniert wurden), das Lavieren des Theaterdirektors und das resolute Eindringen von Mamma Agata, der Mutter der zweiten Sopranistin, hat Villazón gekonnt inszeniert. Aber im zweiten Teil, bei den Proben für das Römerdrama „Romulus und Ersilia“, das der auf Symbole und geometrische Gesten versessene Bühnen-Regisseur im „Star Wars“-Ambiente ansiedelt, geht Villazón die Luft aus, verliert seine Attacke auf das heutige Regietheater immer mehr an Kraft. Die von der Kostümbildnerin Susanne Hubrich mittels eines Dirndls für Mamma Agata mitgetragene Verlegung des Stücks in die österreichische Gegenwart bringt wenig, eine Anspielung auf die Burgtheaterkrise verpufft, die Abhängigkeit von der Gunst der Politik wird nur am Rande gestreift.
Für die zentrale Travestierolle der Mamma Agata fehlen dem Charakterbariton Martin Winkler die stimmliche Agilität und jene pralle Komödiantik, mit der vor drei Jahrzehnten Oskar Czerwenka in dieser Rolle in Graz begeistert hat. Kaum Wünsche offen lassen Anja-Nina Bahrmann als Primadonna und Jörg Schneider als Tenor, zur stimmigen Figur formt Marco Di Sapia den überforderten Regisseur. Das restliche Ensemble bietet unter der musikalischen Leitung von Kristiina Poska, die auf schlanken Klang und rhythmische Präzision achtet, bestenfalls Mittelmaß.

ERNST NAREDI-RAINER