Bei diesem Anblick muss einem Musiker das Herz aufgehen. Mitten im Wohnzimmer seines Hauses in Weiz thront ein edler Bösendorfer. Dahinter säumen Auszeichnungen von Wettbewerben aus aller Herren Länder die Wand. Doch es ist nicht der Konkurrenzdruck, der Philipp Scheucher motiviert. Vielmehr ist es die Passion zur Musik, die ihm bereits im zarten Alter von fünf Jahren Flügel verlieh. Ein kleines Keyboard, als Hobbyinstrument für seinen Vater gedacht, war damals die Initialzündung, bis es Taste für Taste unter die Fittiche des jungen Philipp kam.

Heute ist das Klavier für den 21-Jährigen ein großes Geschichtsbuch, und er ist der Erzähler. „Musik berührt auf einer Ebene, die man nicht beschreiben kann“, sagt Scheucher, „Musik ist eine eigene Sprache, die ,Sprache der Leidenschaft’, wie Richard Wagner formulierte.“ Die zugehörige Grammatik und Orthografie lernt er bei Markus Schirmer an der Kunstuniversität Graz. Heuer im Sommer war bereits der erste Bachelor of Arts fällig – und das in Rekordzeit.

Scheucher, der vor allem vom „facetten- und farbenreichen Werk“ Beethovens schwärmt, hatte schon 2010 im Grazer Stephaniensaal debütiert und im Gewandhaus Leipzig gespielt, ehe er sich 2012 dem Wiener Publikum im Goldenen Saal des Musikvereins mit Schumann vorstellte. Derzeit probt er Werke von Komponisten des Steirischen Tonkünstlerbunds, die er am 18. Jännerin Graz aufführt.

Im September erspielte sich Scheucher beim Klavierwettbewerb in Köln ex aequo mit einem Russen den ersten Platz, indem er als Solist und mit Orchester begeisterte. Seine Zukunft sieht der Weizer eher als Solokünstler, denn „ich liebe die intime Situation mit dem Publikum“. Das Üben verlange zwar manchmal Überwindung, gibt er zu, „aber am Ende eines faulen Tages merke ich immer, dass etwas fehlt, und setze mich trotzdem wieder ans Klavier.“ Kein Wunder bei diesem Arbeitsinstrument.

LUKAS MEISSL

Philipp Scheucher konzertiert am 18. Jänner um 16 Uhr im Florentinersaal des Palais Meran, Leonhardtstraße 15, Graz. Karten: Tel. 0681 1036 4138.

4 FRAGEN AN PHILPP SCHEUCHER:

Wenn nicht Klavier, dann . . .?
. . . Geige. Voriges Jahr habe ich kleine Gehversuche an der Geige gemacht.
Sport – ein Risiko für Musiker?
Ja! In der Jugendzeit bin ich Skateboard gefahren. Ich bin heilfroh, dass immer ein Schutzengel dabei war.
Was liegt auf deinem Nachtkastl?
Eine pointierte Autobiografie des Klaviervirtuosen Artur Rubinstein.
„Hobbit“ oder Goethes „Faust“?
Ich habe Literatur als spannende Kunstform für mich entdeckt. Ich nehme „Faust“.