Sei es Titel, Intro oder die Figuren, auf den ersten Blick sind die Ähnlichkeiten der neuen ORF-Serie "Vorstadtweiber" mit den 2012 ausgelaufenen "Desperate Housewives" (verzweifelte Hausfrauen) unverkennbar. Allerdings: Der US-Serienhit aus den Jahren 2004 bis 2012 nervte erst gegen Ende der acht Staffeln, die ORF-Serie bereitet einem hingegen schon zum Auftakt erhebliche Schwierigkeiten, das Format lieb zu gewinnen. Montagabend läuft die Premiere in einer Doppelfolge (ORF eins, 20.15 Uhr)

Gerti Drassl, Maria Köstlinger, Martina Ebm, Nina Proll und Adina Vetter spielen die "Vorstadtweiber", die (fast) allesamt in der Oberschicht zu Hause und – bis auf die von Vetter und Proll dargestellten Figuren – weitgehend arbeitsscheu. Das Geld bringen die Gatten nach Hause, und während sie ihren Berufen nachgehen, widmen sich die Damen ihren Affären, Maria Köstlinger als frustrierte Waltraud etwa ihrem 16-jährigen Nachhilfeschüler Simon (Johannes Nussbaum). Die Herren (Juergen Maurer, Simon Schwarz, Bernhard Schir) stehen dem sündigen Treiben um nichts nach: Neben dem Tagwerk werden auch die Pantscherl betreut.

Caroline (Martina Ebm) und eine nackte Tatsache
Caroline (Martina Ebm) und eine nackte Tatsache © ORF

Garniert mit allerhand weiteren unmoralischen wie kriminellen Verquickungen, hätte sich daraus durchaus eine freche Serie entwickeln können, doch so recht in Schwung kommen die "Vorstadtweiber" in den ersten drei Folgen nicht. So schön die Bilder der in und um Wien gedrehten Serie sind und so hervorragend diese auch besetzt sein mag, der Humor bleibt vorerst weitgehend platt, die Sprüche abgedroschen, die Figurenzeichnungen klischeehaft und so manche Szene einfach lächerlich.

Hoffnung macht jedoch die Entwicklung der ersten Episoden, denn nach vier Folgen verspürt man für so manchen Charakter doch Sympathie, zudem steigt die Spannung. Bleibt die Frage, ob das Publikum dem Format so viel Zeit geben wird. Der ORF glaubt unterdessen fest an den Erfolg der Serie von Sabine Derflinger und Harald Sicheritz (Regie) sowie Uli Brée (Drehbuch). Eine zweite Staffel ist bereits fixiert.

Die gute Laune täuscht
Die gute Laune täuscht © ORF

Dem Vergleich mit "Desperate Housewives" kann Nina Proll kaum etwas abgewinnen: "Ich habe nur die erste Staffel gesehen. Dabei habe ich mich gelangweilt – und aus war's", erinnert sich die Schauspielerin. Regisseur Harald Sicheritz bestätigt unterdessen: "Es gibt natürlich Zusammenhänge aus dem Biotop der ,Desperate Housewives‘, aber: Die Geschichten spielen im Jahr 2014 und in Ostösterreich."

Eine Chance haben sich die "Vorstadtweiber" aber sicher verdient, denn womöglich gehen sie den umgekehrten Weg als das Pendant aus den USA. Da wurden die Hausfrauen mit zunehmender Folgenzahl immer unglaubwürdiger.

LUIGI HEINRICH, CHRISTOPH STEINER