Herr Kresnik, was wünschen Sie sich eigentlich zum Geburtstag?
JOHANN KRESNIK: Ich habe viele Wünsche. Zum Beispiel, dass die Kriege endlich aufhören und die Menschen zur Vernunft kommen. Dieser Wunsch wird aber nie in Erfüllung gehen, weil wir uns immer bekriegen werden.
Wie und wo werden Sie Ihren Geburtstag feiern?
KRESNIK: Ich habe noch keinen einzigen Geburtstag gefeiert. Das ist immer so nebenbei gelaufen. So wird es auch diesmal sein.

Was ist das Geheimnis Ihrer Vitalität mit 75?
KRESNIK: Das hat mit meiner Herkunft zu tun. Ich bin in den Bergen groß geworden. Da hatte ich zwar immer alles, musste aber mit vielen Bedrohungen durch Partisanen und Nazis leben. Ein weiterer Faktor ist meine sportliche Betätigung auf den Bühnen, wo ich mein bisheriges Leben verbracht habe.

Wie lange wollen Sie noch arbeiten?
KRESNIK: Solange mir die Arbeit Spaß macht und mich Inhalte interessieren. Aufträge, die mir nicht gefallen, nehme ich nicht an und habe sie bisher nie angenommen. Ich konnte in meinem Leben immer machen, was ich wollte. Es gab nie Leute, die mir gesagt haben, was ich machen soll.

Was war Ihr größter Erfolg?
KRESNIK: Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Es gab viele Inszenierungen, die jahrelang gelaufen sind und große Erfolge waren. Besonders wichtige politische Aufführungen waren die Kriegsanleitung für Jedermann, Hannelore Kohl, Frida Kahlo, Ulrike Meinhof oder die Stücke über die Mitläufer des Nationalsozialismus. Viele Stücke haben für politischen Wirbel gesorgt. In Südamerika wurde ich sogar drei Tage eingesperrt, in Deutschland hat man mich über das Außenamt kritisiert. Ich habe bisher keine meiner Inszenierungen bereut, alle sind gut gelaufen, so wie ich es mir vorgestellt habe.


Sind Ihre szenischen Aktionen mit den Jahren sanfter geworden?
KRESNIK: Auf keinen Fall. Es ist aber so, dass die Presseleute und Kritiker von mir immer auffallende Aktionen erwarten. Oft sehen sie die Aufführungen gar nicht, und hauen mir eine drüber. Das ist mir aber ziemlich egal. Durch die modernen Medien hat sich viel geändert. Ich habe meinen Computer abgeschafft und nur noch ein Telefon, das ich für die Kommunikation mit meinen fünf Kindern brauche.

Was bedeuten Ihnen Preise und Auszeichnungen?
KRESNIK: Eigentlich gar nichts. Es sind Anerkennungen, die man annimmt und nicht mehr. Ich habe in Deutschland alle Preise erhalten, die man sich vorstellen kann. Auch in Kärnten wurde ich zwei Mal ausgezeichnet.

Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
KRESNIK: Dass ich mich immer politisch gegen das querstelle, was gerade passiert. Ich wage es, das herauszubringen, was politisch falsch läuft. Ich denke da an die amerikanische Politik, die alles beeinflusst. Wir werden noch staunen, was noch alles passieren wird. Der Krieg im Nahen Osten läuft ja schon.

Woran arbeiten Sie gerade?
KRESNIK: Es ist eine Riesenproduktion und eines der schwersten Stücke, die ich vorbereite. Es geht um die „120 Tage von Sodom“, dem letzten Film des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini vor seiner Ermordung. Diesbezüglich habe ich momentan in Wien Besprechungen mit Gottfried Helnwein. Das Stück wird an der Volksbühne Berlin aufgeführt. Andere Theater verkriechen sich, wenn sie den Titel nur hören. Es wird ein spannendes Werk werden, das viel Wirbel auslösen wird.

Was ist aus der geplanten Kooperation mit Maja Haderlap und dem Choreographischen Zentrum Bleiburg geworden?
KRESNIK: Probleme gab es bisher mit der Finanzierung durch die Gemeinde und das Land, aber auch mit dem Verlag von Maja. Trotz vieler Gespräche ist das Projekt bisher nicht zustande gekommen. Es gibt aber neue Ideen, die sich in der Planungsphase befinden. Ich kann aber noch nichts verraten  mit dabei sind jedenfalls Helnwein und Kresnik.

Wann kommen Sie wieder nach Bleiburg?
KRESNIK: Ich reise am 31. Dezember auf Wunsch meiner kleinen Tochter mit einem Schlafwagen aus Bonn an. Nachdem ich kein gläubiger Mensch bin, werde ich Weihnachten nur meiner Tochter zuliebe feiern. Für die Kinder ist Weihnachten ein wichtiges Fest, das ich respektiere. Wir wollen aber auch auf der Petzen Skifahren. Zum Glück laufen die Lifte ja. Ich freue mich auch, dass die direkte Flugverbindung Bonn–Klagenfurt noch immer funktioniert.

INTERVIEW:
ROSINA KATZ-LOGAR