"Wir Österreicher unterscheiden uns doch von den Deutschen durch so mancherlei, besonders durch die gleiche Sprache", sagte Schauspielerlegende Karl Farkas im Jahr 1957 und beschrieb damit einen Jahrhunderte lange währenden Konkurrenzkampf zwischen den beiden Ländern. Auch im Jahr 2014 beschäftigt uns dieses Thema. Deshalb begeht "Menschen & Mächte" Donnerstagabend mit der Dokumentation "Die ungleichen Geschwister" einen heiteren Streifzug durch die ambivalente Beziehung zwischen Deutschland und Österreich (ORF 2, 21.05 Uhr).

"In Österreich darf man völlern und huren und geht am nächsten Tag beichten": Wahlwiener Dirk Stermann © ORF

Ein länderübergreifendes Pärchen gibt Aufschluss, wie viel die Sprache ausmachen kann: Die deutsche RTL-Moderatorin Katja Burkard lernt sogar wienerisch für ihren Ehemann.

Sprache und Religion

Neben ihnen gibt es außerdem einen Experten, der sich seit 1988 mit dem Länder-Verhältnis beschäftigt bzw. beschäftigen muss: der 49-jährige Kabarettist, Moderator und Schriftsteller Dirk Stermann. Der im Rheinland aufgewachsene Wahlwiener erklärt im Interview mit der Kleinen Zeitung, dass der größte Unterschied nicht in der Sprache liege, sondern historisch-religiös bedingt sei. "In Österreich konnte es durch den Katholizismus viel barocker zugehen, in Deutschland viel strenger, weil die Protestanten alles dafür tun müssen, um in den Himmel zu kommen", meint der Moderator der Satire-Talkshow "Willkommen Österreich". "Hier darf man halt völlern und huren und geht am nächsten Tag beichten", was ihm gut gefalle. "Es wird viel getrunken, geraucht und g’fressen." Die Deutschen hingegen seien hierbei viel korrekter.

Österreichisch-deutsche Ehe: Hans Mahr und Katja Burkard
Österreichisch-deutsche Ehe: Hans Mahr und Katja Burkard © ORF

Doku-Regisseur Wolfgang Stickler begeht seine Spurensuche ähnlich wie Stermann, nämlich mit einem Exkurs in die Geschichte: Das 21. Jahrhundert war schließlich geprägt von Bündnissen, Zusammenschließungen, Trennungen und – Cordoba 1978. Denn der Unterschied zwischen uns und den Deutschen liegt nicht nur in der Sprache.

GREGOR KRENKER