Wer sie engagieren will, muss nach ihrer Pfeife tanzen. Um sie für Francesco Cileas "Adriana Lecouvreur" zu gewinnen, ließ das Royal Opera House in London von David McVicar 2010 eine ihren Wünschen entsprechende Inszenierung anfertigen, mit der die rumänische Sopranistin heuer auch an der Wiener Staatsoper gastierte.

Angela Gheorghiu weiß um ihren Ausnahmerang in der Opernwelt und genießt es, als deren letzte große Diva gehandelt zu werden: "Eine Diva ist jemand mit Aura und Charisma. Andy Warhol verkaufte sich als Diva. Ich dagegen bin so geboren." Es stört sie nicht, dass Diventum mit Launenhaftigkeit in Verbindung gebracht wird: "Wenn Diva heißt, dass ich mir nicht alles gefallen lasse und dass ich weiß, was ich will, dann bin ich gerne eine Diva."

Gefallen lässt sich die Tochter einer Schneiderin und eines Zugführers schon lange nichts mehr. "Wenn anspruchsvoll und professionell zu sein schwierig bedeutet, dann mag es stimmen, dass ich schwierig bin. Sonst nicht."

Eigentlich hält sich die als kapriziös verrufene Primadonna für unkompliziert. Aber auf künstlerische Kompromisse lässt sie sich nicht ein: "Ich muss nicht überall singen, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen."

Das gilt in erster Linie für Inszenierungen. "Regisseure glauben inzwischen, ein Buh sei ein Qualitätsmerkmal." Sie sieht das anders und hat deshalb auch Einladungen der Wiener Staatsoper ausgeschlagen: "Hier habe ich ,Manon Lescaut' und ,Roméo et Juliette' aufgrund der Inszenierungen absagen müssen. Auch der ,Faust' war entsetzlich. Das sind Produktionen, die man wegwerfen sollte. Die Wiener ,Traviata' bitte übrigens auch gleich."

Angela Gheorghiu war eine Senkrechtstarterin: "Schon mit 18 wusste ich, dass ich keine Ratschläge brauchte." 1990 beendete sie ihre Ausbildung, zwei Jahre später feierte sie ihr Bühnendebüt am Royal Opera House in London, wo ihr alsbald als Titelheldin einer von Sir Georg Solti dirigierten Neuproduktion von Giuseppe Verdis "La Traviata" der Durchbruch gelang. 1992 holte sie ihr Landsmann Ioan Holender an die Wiener Staatsoper, der sie aber alsbald für viele Jahre den Rücken kehrte. Nach dem szenisch missglückten "Faust" von 2008 gelang es Direktor Dominique Meyer, sie als Star für den Opernball 2012 zu verpflichten.

Von 1996 bis 2013 war Angela Gheorghiu mit dem Tenor Roberto Alagna verheiratet. Als "Traumpaar der Oper" feierten sie Triumphe an den großen Häusern und nahmen für EMI eine große Zahl italienischer und französischer Opern auf, bis nach der privaten Krise des Ehepaars der deutsche Tenor Jonas Kaufmann auf der Bühne zum Lieblingspartner der Sopranistin avancierte.

Am Sonntag gastiert die glamouröse Diva erstmals in Graz. In einem Festkonzert des Musikvereins singt sie Arien sowie mit dem vielseitigen rumänischen Tenor Marius Vlad Budoiu Duette aus italienischen Opern. Es begleitet das Orchester der Wiener Volksoper.

ERNST NAREDI-RAINER

Festkonzert Angela Gheorghiu. 16. November, 19.30 Uhr, Stephaniensaal, Graz. Karten: Tel. (0 31 6) 82 24 55.