Ihre provokante Single "Alaba, How do you do" hat im Oktober für Aufsehen gesorgt. Die 5/8erl in Ehr'n räumen im Video und im Songtext mit österreichischen Prominenten und der Einstellung zu ihnen auf. Der Titel des Liedes bezieht sich auf den Ausrutscher von Tirols Landeshauptmann Günther Platter, der David Alaba auf Englisch ansprach. Im Interview erzählt Bobby Slivovsky, einer der beiden Sänger, vom Einfluss der Politik auf ihre Musik, von bösen Kommentaren im Internet und der Gelassenheit als Grundlage des Dialogs.

Stimmt es, dass ihr Günther Platter als Texter eures Songs „Alaba, How do you do“ eingetragen habt?
BOBBY SLIVOVSKY: Den haben wir eingetragen, ja (lacht). In der CD findet man einen Wahlzettel und kann quasi den Text oder die Musik wählen. Da war es aufgelegt, wenn man schon sein Zitat nimmt, dass man ihn reinschreibt. Und wenn er sich bei der AKM anmeldet, kriegt er sogar a bissl an Netsch!

Würde sich das für ihn rentieren?
BOBBY: Nein, das glaub ich nicht. Aber, weißt eh, Nachkriegs-Englisch, ich sag's einmal so.

Welche Politiker schreiben noch bei euren Texten mit?
BOBBY: Mit Zitat war Platter der Erste. Politikern gehen wir eher aus dem Weg.

Ihr seid aber trotzdem politisch. Seid ihr das gerne? Oder ist das eher notgedrungen, weil es euch beschäftigt?
BOBBY: Ich weiß gar nicht, ob man „notgedrungen“ sagen kann. Wir versuchen einfach, Haltung zu zeigen, aber den moralischen Zeigefinger verwenden wir so gut wie nie, oder versuchen ihn abzuschneiden und dem aus dem Weg zu gehen. Uns als Weltveränderer hinzustellen, machen wir nicht. Leute, die auf die Straße gehen und Politik machen, sind wesentlich politischere Menschen in ihrer Aktion. Wir versuchen nur, die Leute zum Nachdenken zu animieren.

Ihr wirkt immer sehr gelassen, auch wenn ihr Gesellschaftskritik ausübt. Ist das eure Art, Aggressionen loszuwerden?
BOBBY: Das könnte schon eine Art der Aggressionsbewältigung sein. Aber man muss den Dingen ja unaufgeregt begegnen, denn je unaufgeregter man ist, desto mehr kommt man zu einem Dialog. Wenn ich in Zeiten wie diesen sehe, wie die Leute anonym im Internet herumschimpfen, da ist der Dialog viel weiter weg als vor 15 Jahren. Da kann man mit einem Lied, das freundlich daher kommt, aber mit den rostigen Nägeln am Fußballplatz reinrutscht, mehr bewirken, als wenn man einfach auf etwas hinhaut. Wir beschäftigen uns eher mit den Dingen, die in den letzten zwei Jahren passiert sind, und da ist halt ein Album entstanden.

Liest du viele Online-Kommentare?
BOBBY: Ich lese schon Kommentare. Wenn ich mir in Foren von Online-Zeitungen die Kommentare anschaue, wie herablassend die Leute in ihrer Anonymität über Kollegen von uns oder uns selber urteilen, das erschreckt mich schon. Immer Fäkalausdruck und immer gorschtig. Man könnte das doch viel freundlicher regeln. Das macht mir sogar ein bisschen Angst, wenn man so bös ist und seinen Frust dahin schreibt.

Glaubt ihr, dass eure Musik deshalb derzeit so gut funktioniert? Weil ihr genau das Gegenteil macht?
BOBBY: Das trau ich mich nicht zu beantworten. Das überlass' ich dem Publikum und den Journalisten. Ich weiß, dass wir, wo alle aufgeregtere Sachen machen, jetzt gerade unaufgeregt agieren. Uns wird immer gesagt, dass wir konzeptionelle Dinge machen, aber in Wahrheit passieren uns nur Dinge, und im Nachhinein schaut's aus, als hätten wir ein Konzept gehabt.

"Yes We Does" heißt das vierte Album der 5/8erl in Ehr'n © (c) KLAUS.PICHLER

Als Künstler seid ihr sehr gelassen, seid ihr das auch privat?
BOBBY: Ich würde mich jetzt eher als gelassenen Menschen sehen. Naja, wie viel ist in der Kunst privat und wie viel ist im Privaten dann die Kunst? Wir sind alleine aus dem Grund gelassen, weil wir das machen können, was wir wollen. Auch im Privaten. Wir können uns verwirklichen, und das gibt uns Selbstvertrauen und Gelassenheit. Aber ob ich jetzt wirklich ein gelassener Mensch bin, da muss ich noch einmal meine Freundin fragen (lacht).

Einen Streit unter den Achterln kann man sich fast nicht vorstellen.
BOBBY: Ja; wir sitzen sehr viel, das stimmt.

Was heißt das? Streitet ihr überhaupt?
BOBBY: Ich sag's einmal so: Die meisten Leute haben eine Beziehung, meistens monogam, mit einer Person. Ich habe eine Beziehung mit vier Leuten und dann noch mein Privatleben. Ich verbringe mit der Band und dem Booker sehr viel Zeit (Anm.: Booker organisieren Konzerte für die Band). Man lernt, den Anderen Raum zu geben und sich zurückzunehmen. Das ist für mich extrem anstrengend aber auch extrem schön, es lernen zu dürfen. Wie in jeder Beziehung gibt es Hochs und Tiefs, und da brauch ich nichts schirch oder schön reden, da müsste ich lügen, wenn immer alles perfekt ist.

Wie schlägt sich eine so enge Beziehung aufs Songwriting nieder?
BOBBY: Beim Songwriting ist das wieder etwas anderes. Da ist es sehr dienlich, wenn man die Laufwege der Anderen kennt. Wir sind fünf Leute und jeder bringt sich kreativ ein. Was sich erst entwickelt hat. Es gibt uns ja schon seit acht Jahren, und am Anfang waren eher der Hannibal, der Max und ich dafür zuständig. Jetzt kommt jeder schon mit Ideen. Das schönste im Leben ist ja die Vielfalt. Dieses Beziehungsding erleichtert das Songwriting schon. Wenn ich mit einer Idee komme, weiß ich, dass die Nummer bald fertig ist. Oder es kommt auf jeden Fall eine konstruktive Reaktion.

Ihr seid alle ausgebildete Musiker. Kann man Songwriting lernen?
BOBBY: Das funktioniert, glaube ich, gar nicht. Das kann man sich nur trauen und schlechter oder besser werden. Wir haben alle einmal am Kons (Anm.: Konservatorium Wien) studiert, der Max, der Clemens und ich haben's fertig gemacht. Wir sagen immer schmunzelnd, wir haben's nicht bestanden, sondern überstanden. Aber man lernt dort alles, nur nicht, ein Lied zu schreiben. Wenn zu mir eine junge Person kommt und sagt, ich möchte LiedermacherIn werden. Dann sag ich, du kannst gerne aufs Kons gehen, aber schau, dass du dem Fabrikswesen aus dem Weg gehst und lass es einfach raus, schreib schöne Nummern. Aber, wenn ich nicht am Kons gewesen wäre, hätte ich niemals die Leute kennengelernt. Also, wenn es was gebracht hat, dann war es einfach das Netzwerk, dass man Leuten über den Weg läuft.

Was erwartest du dir vom Konzert am Donnerstag in der Postgarage in Graz?
BOBBY: Das hängt wahrscheinlich auch vom Publikum ab. Wir wissen, es kommen recht viele Leute. Wir waren letztes Jahr schon dort, das war recht super. Der Ort hat einen eigenen Charme. Ich glaube, ich erwarte mir ein urnettes, aufmerksames Publikum. Unser Programm ist doch ein bisschen ruhiger, da wir auch ein ruhiges Album rausgehaut haben.

INTERVIEW: GREGOR KRENKER