"Er war mein einziger und ein einzigartiger Meister", sagte Picasso 1964. Unter dem Titel "Picasso-Cezanne" stellt das Museum Granet in der südfranzösischen Stadt Aix-en-Provence mehr als 110 Werke aus, darunter 91 von Picasso und 23 von Cezanne.

Inspiration. "Picasso hat nie direkt nach Cezanne gemalt, so wie er es bei Manet, Ingres oder Delacroix getan hat. Cezanne war ihm eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für neue Maltechniken", sagte der Museumsdirektor Bruno Ely. Die Ausstellung beginnt an diesem Montag und dauert bis zum 27. September. Sie zeigt Werke, die der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich waren.

Bewunderung. Picasso (1881-1973) hatte großen Respekt vor Cezanne, 1839 in Aix-en-Provence geboren, und nannte ihn sein Leben lang, "Monsieur Cezanne". Seine Bewunderung ging sogar soweit, dass er sich auf der anderen Seite des Bergmassivs des Mont Sainte-Victoire in der Nähe von Aix-en-Provence ein Schloss kaufte mit mehr als 1.000 Hektar Waldfläche. "Ich wohne bei Cezanne" sagte Picasso, der das mittelalterliche Schloss von Vauvenarques mit den zwei herrlichen Rundtürmen im September 1958 erworben hatte. Das Schloss wurde renoviert und ist erstmals, jedoch nur für die Dauer der Ausstellung, zu besichtigen.

Einflüsse. Vor allem die ersten Ausstellungssäle veranschaulichen den Einfluss Cezannes auf den Spanier. So führten Cezannes überschneidende Kompositionslinien, vereinfachte Formen und Infragestellung der Zentralperspektive bei Picasso vor allem in den Jahren 1908 und 1909 zu einer Radikalisierung dieser Elemente und zum sogenannten "cubisme cezannien", zum Cezanne-Kubismus.

Vergleiche. Herrliche Ensembles aus Stillleben, Landschaften und Porträts laden den Besucher zu einem Vergleich beider Maler ein. Picassos skizzenhafte Häuser auf einem Hügel, erste Anklänge an den Kubismus, verweisen ebenso eindeutig auf Cezannes berühmtes Gemälde "Gardanne". Dieses Dorf, das einzige, das Cezanne gemalt hat, ist stark schematisiert ebenso wie seine Badenden, eine weitere Inspirationsquelle für Picasso.

Abseits der Linie. In den letzten Sälen ist nur noch Picasso zu sehen - ganz bewusst. Denn der Meister des Kubismus hat sich vor genau 50 Jahren, im Frühjahr 1959, in dem nur wenige Kilometer von Aix-en-Provence liegenden Schloss von Vauvenargues niedergelassen. Auch wenn er nur zeitweise dort lebte, entstanden in dieser Zeit eine Reihe von Werken, die erstmals in dieser Ausstellung zu sehen sind und sich durch ihre Farblichkeit und Formenstil von seinen vorherigen Arbeiten völlig unterscheiden. "Man hat den Eindruck, dass Picasso mit diesen Werken Cezanne eine Hommage erweisen wollte", erklärte der Direktor.

Motive. Auf vielen dieser Werke ist ein schwerer barocker Esszimmerschrank abgebildet, davor sein Dalmatiner Perro. Die Farben Dunkelgrün und fast schon Bordeauxrot sind typisch für diese "Vauvenargues-Phase", in der Picasso wieder figurativ wird. Der spanische Künstler hat zwar zahlreiche Cezanne-Motive übernommen, wie den Apfel oder den Totenschädel, doch nie dessen Lieblingssujet, den Mont Saint-Victoire - aus Respekt, wie der Direktor meinte.