Mister Cruise, wie war Ihre Reaktion, als Sie erstmals mit dem Projekt konfrontiert wurden?
TOM CRUISE: Ich hatte über Stauffenberg nicht viel gewusst. Doch als ich das Drehbuch las, konnte ich es kaum aus den Händen legen. Ich war von diesem beeindruckenden Mann und seinem Schicksal tief bewegt. Und die Autoren hatten perfekte Arbeit geleistet. Das war Dynamik, spannend von der ersten bis zur letzten Minute. Es hatte Thrillerqualitäten obwohl man schon vorher wusste, wie es ausgehen würde. Dieser Film musste einfach gemacht werden!

Kaum war das Projekt publik geworden, gab es heftige Kritik und auch Häme, ob Sie die richtigen mimischen Mittel hätten, einen Stauffenberg zu verkörpern. Das ist Ihnen gewiss nicht verborgen geblieben?
CRUISE: Da wäre ich ja weltfremd gewesen. Wir haben die Proteste zur Kenntnis genommen, aber sie lenkten uns nicht von unserem Hauptanliegen ab, nämlich: einen guten Film zu machen. Einen, der der Welt was zu sagen hat und der zugleich erstklassiges Entertainment bietet.

Und die Häme?
CRUISE: Sie ahnen nicht, wie viele Zweifel ich in meinem Leben schon widerlegen musste. Erst haben wir lange kein Studio gefunden, das "Rain Man" finanziert hätte. Als ich für "Geboren am 4. Juli" vor der Kamera stand, prophezeiten sie mir das Ende meiner Karriere. Dann bekam ich den Golden Globe. Bei "Magnolia" gab es ebenfalls jede Menge Vorurteile. Und wieder erhielt ich einen Golden Globe.

Unlängst sollen Sie erklärt haben, Sie hätten ebenso gehandelt, wenn Sie an Stauffenbergs Stelle gewesen wären. Dieser Sager des Hollywood-Helden kam da und dort nicht gut an?
CRUISE: So habe ich es nicht gesagt. Sondern: Der G e d a n k e, dass ich so gehandelt hätte, taugt mir. Und ich hätte gerne mehr Erfolg gehabt als Stauffenberg.

Beim Film ist oft vieles anders, als es dann auf der Leinwand ist. Fällt Ihnen ein Beispiel ein?
CRUISE: Als gleich am Anfang der russische Winter gedreht wurde, hatte es 38 Grad im Schatten. Von zwei Seiten wurde Kaltluft in die Garderoben-Zelte geblasen, sonst hätten wir es in unseren Uniformen nicht ausgehalten.

Welche war für Sie die denkwürdigste Szene?
CRUISE: Die Hinrichtung. Ich stand tief betroffen da und überlegte, was er wohl in jenen Momenten gedacht hatte. Sicher an seine Familie, an seine Kinder.

Gibt es einen besonders schönen Augenblick, an den Sie sich erinnern?
CRUISE: An einem freien Nachmittag fuhr ich an den Wannsee, mietete ein Boot und fuhr hinaus. Es war ein wunderschöner Tag, ich genoss den Ausblick und dachte darüber nach, dass ich hier ja an jenen Orten war, wo alles passierte. Ich hatte mich zur Vorbereitung sehr in die deutsche Geschichte vertieft und konnte nicht genug davon kriegen.

Just zwei Holländerinnen, Carice Van Houten und Halina Reijn, spielen in diesem Männerfilm die zwei größten weiblichen Rollen. Carice Van Houten ist Stauffenbergs Ehefrau.
CRUISE: Regisseur Bryan Singer und ich saßen bei mir zu Hause und schauten uns "Black Book" mit Carice an, und spontan waren wir uns einig: Das ist sie! Halina ist privat eine Freundin von ihr. Ich bin glücklich, dass wir beide genommen haben. Ich ziehe den Hut vor ihrem Talent.

"Operation Walküre" soll rund 90 Millionen Dollar gekostet haben. Die Summe wird in Kürze allein in den USA eingespielt sein. Überrascht Sie der Erfolg?
CRUISE: Absolut. Und stellen Sie sich vor: Wir haben die ersten Test-Vorführungen im Mittelwesten gemacht. Während der Präsentation registrierten wir verwundert: Da stand keiner auf und ging sich, was durchaus üblich ist, Popcorn holen. Und als Schluss war, herrschte einige Augenblicke Totenstille, dann jedoch brach orkanartiger Beifall aus. Unbeschreiblich!

Ein politischer Sidestep: Sie haben in den USA einen neuen Präsidenten. Hoffen Sie auf bessere Zeiten?
CRUISE: Ja. Und Sie können sich gar nicht vorstellen, wie stolz ich bin: Ein Schwarzer als amerikanischer Präsident!

Ihre persönliche Zukunft?
CRUISE: Ich liebe das, was ich mache, unendlich. Ich bin ein Filmfreak, Sie würden mir nie glauben, was ich schon alles gesehen habe. Ich möchte lebenslang nur eines: Mein Publikum unterhalten. Und ich genieße das Privileg, dass ich das darf.