Monsieur Richard, berühmt wurden und bleiben Sie als "Der große Blonde". . . ?
PIERRE RICHARD: Ja, ja, sie brauchen mich nicht so verwundert anzuschauen, ich weiß, was Sie denken. Das Blond ist längst perdu. Und geschrumpft bin ich auch.

In Christophe Barratiers Film "Paris, Paris", der das Leben vor und hinter den Kulissen eines Revuetheaters zeigt, sind Sie der geheimnisvolle "Monsieur Radio".
RICHARD: Ja, ein müder alter Mann, der sich vom Leben losgesagt hat. Doch dann hört er eines Tages die Stimme einer jungen Frau im Radio, die eines seiner alten Lieder singt. Ein Lied, das er einst für die Frau geschrieben hat, die er liebte. Dass sie ihn verließ, war der Grund dafür, dass er sich so abgeschottet hat. Doch nun wächst wieder die Lebensfreude.

Das Paris der 30er-Jahre stand für Ihren jetzigen Film in Prag?
RICHARD: Unglaublich! Das alte Paris mitten auf einem tschechischen Feld! Ich kam im Auto an und sah die Häuser von weitem. Ich fragte, welche Stadt das sei, und die Antwort war: unsere. An den Rückseiten sah man natürlich, dass alles aus Sperrholz gebaut war, aber wenn man erst einmal richtig drin stand, gab es richtig gepflasterte Straßen, und nicht nur das, es wuchs auch Unkraut zwischen den Steinen.

Die Tschechen müssen Sie ja mit einem Mords-Hallo empfangen haben. Im Osten waren Sie seinerzeit durch den "großen Blonden" ein Riesen-Star?
RICHARD: Ja, sogar bis Kasachstan, Usbekistan und so weiter. Das war mir lange nicht bewusst. Die Produzenten haben mir nichts gesagt, sonst hätte ich eine höhere Gage verlangt.

Welche Menschen, denen Sie begegnet sind, hinterließen bei Ihnen den größten Eindruck?
RICHARD: Ich will mich auf drei beschränken. Da war einmal Georges Brassens, Chansonnier und ein ganz großer Dichter. Und ein großartiger Mensch. Dann Regisseur Yves Robert. Ich hatte mich eines Tages um Rat an ihn gewandt. Er war ehrlich und sagte: "Eigentlich hast du überhaupt keinen Platz im französischen Kino. Du bist kein Schauspieler, aber du bist ein Charakter. Schreib' dir doch ein eigenes Drehbuch!" Er hatte Recht. Das Resultat war dann der Film "Der Zerstreute". Und zwei Jahre später holte mich Yves Robert für den "Großen Blonden". Ja, und der dritte wichtige Mensch war für mich Jean Carnet, der im "Großen Blonden" meinen Freund spielte.