Liebe, die einer erzwingen will, der einsperrt, droht und würgt, kann nicht gelingen, schon gar nicht wieder aufleben. Das verstörende Stück "Mexico" (dorthin, zum Neuanfang, buchte der Protagonist eine Reise für die Partnerin von einst und das gemeinsame Kind) von der Münchnerin Catherine Aigner erfuhr in der neuenbuehnevillach seine Uraufführung. Es war ein von Angehörigen heftig beklatschter Theaterabend, der Rest des Publikums blieb eher ratlos.

Vorwand. "Sara" (stark: Katrin Hauptmann) steht vor Linus Tür, der sie zu einem Essen erwartet. Die junge Frau wäre nicht in die Wohnung ihres einstigen Partners (allzu heftig: Michael Kuglitsch) gekommen, wäre da nicht noch ein Paar angesagt gewesen, das dann nicht erscheint.

Glaubhaft. Katrin Hauptmann spielt glaubhaft, wie sehr sich die Figur Sara vor Linus fürchtet. Auch wenn an die Wände projizierte Bilder an glückliche Zeiten erinnern, hat zumindest Sara mit Linus abgeschlossen. Schon die ersten Worte lassen aber ahnen, wie nahe man sich früher einmal gestanden war. Linus will Sara zurückgewinnen, setzt aber, nachdem erstes Werben und Schmeicheln nicht die gewünschte Wirkung zeitigen, Gewalt ein: Er verriegelt die Tür, zerstört ihr Handy, mit dem sie um Hilfe rufen möchte. Sie ihrerseits fegt das schön gedeckte Festmahl vom Tisch. Starke Zeichen eines Scheiterns, böse Worte fallen, noch schlimmere Gesten - ein neuerliches Aufflammen der Liebe scheint unmöglich.

Reflexionsebene. Vor allem Michael Kuglitsch legt seine Rolle so an, dass man ihm nur Verzweiflung, aber kaum ein Erkennen dessen, was er anrichtet, abnimmt. Was fehlt, ist eine Reflexionsebene, die im Stück, liest man die Programmtexte, wohl angedacht war. Nur, dass "er zur Therapie" gegangen war, lässt in Sara kein Vertrauen aufkommen, straft seine wütende Körpersprache, ja alles Bemühen, Lügen.

Selbstmord. Entspannung und auch ein wenig Heiterkeit kann die am Fenster auftauchende, grotesk gekleidete und rührend spielende Inge Maux vermitteln: Ihr Erscheinen und ihre Hilflosigkeit spiegeln den heftig Streitenden die eigene Verrücktheit. Das Stück endet mit dem Selbstmord des verzweifelt Liebenden, dem die Mutter seines Kindes, für das er keinen Unterhalt bezahlt, keine Chance auf ruhiges Zuhören, geschweige denn für Versöhnung gewähren will.

Abgründig. Was im von Michael Weger inszenierten Stück bleibt, ist ein Eindruck von den Abgründen eines Liebeswahns. Erzwingen lässt sich Liebe nicht. Kaputtes Vertrauen ist schwer zu kitten, Schläge sind da wohl das Letzte. Fazit: Ein kurzes, intensives Stück mit teilweiser überzogener Figurenzeichnung, gewürzt mit Momenten des Humors und der Romantik. Gelungener Wortwitz, den zu heftiges Agieren leider abschwächt.