Ildikó von Kürthy ist ein Phänomen: Alle fünf Romane der Schriftstellerin eroberten auf Anhieb die "Spiegel"- Bestsellerliste und verkauften sich inzwischen mehr als fünf Millionen Mal. Ob verzweifelt verliebt wie in "Mondscheintarif" oder unglückliche Singlefrau in "Höhenrausch" - die Heldinnen ihrer in der Ich-Form geschriebenen Romane sezieren ihr Innenleben so anschaulich und humorvoll, dass fast jede Leserin sich mit ihnen identifizieren kann. Auch in ihrem neuen Roman "Schwerelos", der am 1. Oktober im Rowohlt Verlag erscheint, begibt sich Protagonistin Marie wieder auf die Suche nach dem Glück, auch wenn das diesmal etwas anders aussieht als in den anderen Romanen.

"Bin wie die meisten Frauen" "Ich bin so wie die meisten Frauen - mit dem einzigen Unterschied, dass ich über eben diese Normalität lachen und schreiben kann", sagt die sympathische Bestseller-Autorin, die mit ihrem Mann und ihrem zweijährigen Sohn in Hamburg lebt. Ihre Heldin schwanger werden zu lassen, hat sie sich aber "noch nicht getraut". "Diesmal war es für mich schön, dass ich der Heldin ein Leben geben konnte, das anders ist als meins", sagt die 40-Jährige im dpa-Interview. Ihre Erfahrungen mit Schwangerschaft und Geburt hat sie aber in einer Nebengeschichte um Maries Cousine Leonie verarbeitet.

Wunschlos glücklich? Protagonistin Marie, fast 37, hat eigentlich alles, was sie sich wünscht: einen lieben, netten Freund, mit dem sie seit einigen Jahren zusammenlebt, einen krisenfesten Job als Lektorin in einem Hamburger Verlag und einen verständnisvollen, schwulen Freund. Als ihr jedoch Frank den langersehnten Heiratsantrag macht, möchte die ach so Vernünftige plötzlich eine Bedenkzeit und versucht den Ratschlägen ihrer klugen Tante Rosemarie zu folgen ("Vergiss endlich die Zahnspange und sei ein bisschen mehr wie deine Haare!")

Sorgen. Dabei plagen Marie allerlei Sorgen, die die meisten Frauen zwischen 30 und 40 umtreiben. Wie lange kann ich meinen Kinderwunsch noch hinauszögern? Will ich überhaupt Kinder? Und wenn nein, werde ich es später einmal bereuen, keine zu haben? Braucht man einen Geliebten, um eine glückliche Ehe zu führen? Es gibt keine einfachen Lösungen auf diese Fragen und das führt zu teilweise überraschenden Konstellationen. So wird Maries Cousine Leonie, die nicht weiß, von welchem Mann sie schwanger ist, ihr Baby zusammen mit dem schwulen Paar Erdal und Karsten aufziehen.

Mut, an sich zu glauben. Egal, wie Marie sich entscheiden wird, wie immer will Ildikó von Kürthy ihren Leserinnen vor allem Mut machen, an sich selbst zu glauben. "Oder möchtest Du den Rest deines Lebens mit einer gefühlten Zahnspange durchs Leben laufen?", wie es Maries Tante Rosemarie formuliert. "Je emanzipierter du bist, desto schwieriger ist deine Beziehung", stellt Marie fest, denn alles muss verhandelt werden: Von "Wer bringt den Müll runter?" bis "Wer geht in Elternzeit?" Daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, die Emanzipation sei falsch, sei aber Blödsinn. "Männer haben zu lange zugeschaut, wie sich Frauen emanzipieren und es versäumt, sich selbst auch zu emanzipieren", meint die Autorin.