Hält Ihre Bewunderung für Maria Malibran, die 1836 mit nur 28 Jahren gestorben ist, noch immer an?
CECILIA BARTOLI: Ja, natürlich. Sie war die größte Diva aller Zeiten. Sie war nicht nur Sängerin, sondern auch Komponistin und sie spielte drei Instrumente. Ihre Stimme muss außerordentlich gewesen sein, denn sie konnte tiefe Altpartien ebenso singen wie hohe Sopranrollen.

Beenden Sie Ihre Malibran-Tournee jetzt in Wien?
BARTOLI: Nein, ich habe noch zwei Konzerte in Italien, dann reise ich in die USA, wo ich sechs oder sieben Konzerte geben werde.

Ist es nicht langweilig, so oft das nämliche Programm zu singen?
BARTOLI: Ich variiere das Programm und das Repertoire ist breit gestreut, denn für die Malibran haben Bellini und Donizetti ebenso komponiert wie Mendelssohn Bartholdy.

Haben Sie schon das Thema für Ihr nächstes Recital ausgewählt?
BARTOLI: Noch nicht. Aber beim jetzigen Programm geht es nicht nur um Maria Malibran, sondern auch um die Aufführung frühromantischer Musik auf Originalinstrumenten. Das möchte ich gerne fortsetzen.

Auch im Plattenstudio?
BARTOLI: Ja, im Oktober erscheint bei Decca eine Gesamtaufnahme von Vincenzo Bellinis "La Sonnambula" mit Juan Diego Flórez und dem Orchester "La Scintilla", das auch auf dem Malibran-Album zu hören ist. Das ist die erste Aufnahme der "Sonnambula" in der integralen Fassung.

Wie oft treten Sie pro Jahr auf?
BARTOLI: Ich singe 40 bis maximal 45 Abende.

Warum wirken Sie nur noch seltener in Opernproduktionen mit?
BARTOLI:Ich bin nicht nur Opernsängerin, sondern will auch Konzerte geben, weil ich die Abwechslung liebe. Ich mache nur noch eine Neuproduktion pro Jahr, weil sie mit der Probenzeit zumindest zwei Monate in Anspruch nimmt. Heuer war es "Clari" von Halévy in Zürich. Im nächsten Jahr wird es, ebenfalls in Zürich, wo ich ja seit einigen Jahren lebe, eine Wiederaufnahme von Robert Carsens Inszenierung der "Semele" von Händel sein, die ich gerne auch im Theater an der Wien singen möchte.

Gibt es konkrete Projekte in Österreich?
BARTOLI: Es gibt Gespräche mit dem Theater an der Wien und der neuen Staatsoperndirektion.

Viele Ihrer Mozart-Rollen haben Sie mit Nikolaus Harnoncourt erarbeitet.
BARTOLI: Harnoncourt war sehr wichtig für meine Karriere, nicht nur bei Mozart, sondern auch bei den kaum bekannten Opern von Haydn, die ich unter seiner Leitung zum Teil ja auch im wunderschönen Grazer Stephaniensaal gesungen habe. Erst durch ihn bin ich mit Orchestern mit historischen Instrumenten in Berührung gekommen.

Werden Sie nach Graz zurückkehren?
BARTOLI: Unbedingt. Das ist ein Versprechen.