Was waren das doch für herrliche Kino-Zeiten, als ein Hüne, allen Torturen und Qualen trotzend, endlich zu seinem Rachefeldzug antrat, der in das wohl berühmteste Wagenrennen der Filmgeschichte mündete. Vergleichbar, wenn überhaupt, nur mit Steve McQueens Pedalritt in "Bullitt". Nur wenigen heimischen Lichtspielhäusern blieb es vorbehalten, den mehr als drei Stunden dauernden Streifen in voller Leinwandbreite zu präsentieren, umso größer war das Staunen der Besucher, was es in Kleinkinos alles nicht zu sehen gab.

Elf Oscars. Der Film hieß "Ben Hur", er verhalf Hollywoods Monumentalkino Ende der 50er Jahre zu neuer optischer Pracht und Blüte. Maßgeblichen, wenn nicht größten Anteil daran hatte eine urtypisch amerikanische Variante der unbeugsamen Film-Eiche, muskelbepackt, mit grimmigem Blick und einer Bereitschaft, zu lächeln, die jener von Buster Keaton fast um nichts nachstand: Charlton Heston, ausgestattet mit dem bürgerlichen Namen John Charles Carter und versehen mit familiären Wurzeln in England und Schottland, wurde zum Parade-Protagonisten für ein auch technisch neues Kolossal-Kino, ein Mann fürs Große, der geraume Zeit nur in Kirk Douglas einen ebenbürtigen Kontrahenten fand.

Unfassbar. Elf Oscars erhielt das für damalige Zeiten schier unfassbare, aber auch nicht unumstrittene Mega-Epos von Regisseur William Wyler (eine Rekordmarke bis zum heutigen Tag); an Produktions-, Material- und Statistenaufwand stellte es alles bis dahin Gedrehte weit in den Schatten. Und es festigte endgültig Charlton Hestons Image als filmischer Übermensch vom Dienst. Er schritt als Michelangelo an und über die Leinwand, er schmetterte die "Zehn Gebote" in den Kinosaal und teilte das Rote Meer entzwei, er ließ, als spanischer Freiheitskämpfer "El Cid" die Pferde satteln und die Feinde niedermetzeln.

Waffennarr. Unerbittlich rotierte das Blaulicht der Bedeutung, aber auch des grenzenlosen Pathos unsichtbar über seinem Haupt. So auch in der Rolle des US-Präsidenten Andrew Jackson, denn irgendwann war auch das Reservoir an mythischen Heldenfiguren und Freiheitskämpfern erschöpft. In seinem Privatleben, das eigentlich auch stets ein öffentliches war, verkörperte Charlton weitere, höchst unterschiedliche Rollen, die ihn mitunter auch in sehr dubioses Licht rückten. Denn der Mann, der einstmals, an der Seite von Martin Luther King, ein Ende der Rassendiskriminierung und eine rechtliche Gleichstellung für alle Amerikaner forderte, sorgte Jahrzehnte später, vom liberalen ins rechte republikanische Lager gewechselt, für zahlreiche negative Schlagzeilen.