Das Gericht ist irritiert: Ein gescheiter, sympathischer, kultivierter Mann namens Jan Haigerer behauptet, jemanden ermordet zu haben, bittet um eine lebenslange Haftstrafe. Das Problem: Niemand will ihm glauben. Harald Sicheritz verfilmte Daniel Glattauers Roman "Darum". Am Freitag läuft der Streifen bei der Diagonale, zugleich ist das der offizielle Kinostart.

Herr Sicheritz, ist der Stoff zu Ihnen gekommen oder kamen Sie zu ihm?
HARALD SICHERITZ: Koproduzent Andreas Hruza ersuchte mich, übers Wochenende ein Buch zu lesen und ihm zu sagen, ob ich daraus einen Film machen könnte. Die Geschichte war kurzweilig, spannend, also sagte ich zu und bat, dass Agnes Pluch mit mir das Drehbuch schreiben sollte.

Was war das besonders Reizvolle an der Story?
SICHERITZ: Dass es ein Gerichtssaal-Drama ist. Etwas, was in der österreichischen Kinolandschaft eher rar ist. Ich habe dieses Genre immer geliebt, erinnere mich mit Vergnügen an Filme wie "Anatomie eines Mordes" oder "Zeugin der Anklage". Ich hab' mir aber nicht extra ein Gerichtssaal-Drama nach dem anderen angeschaut. Ich wusste nur, dass man dabei besonders erzählgenau sein muss. Das ist bei Komödien ähnlich. Wenn man die Pointe nicht richtig setzt, lacht keiner.

War Daniel Glattauer in die Drehbucharbeiten eingebunden?
SICHERITZ: Er hat uns oft besucht.

Wie erlebt es ein Autor, wenn sein Stoff doch verändert wird?
SICHERITZ: Er hat sofort begriffen, dass es ein anderes Medium ist. Verfilmung ist vielleicht gar nicht das richtige Wort. Man müsste eher von Übersetzung sprechen.

Die zentrale Rolle spielt mit Kai Wiesinger ein Deutscher, auch sonst sind deutsche Schauspieler dabei. Wegen der Koproduktion?
SICHERITZ: Nein, das ist keine, sondern ein waschechter österreichischer Film. Aber wir beschäftigten zwei Casting-Agenturen, eine österreichische und eine deutsche. Am Ende zeigte sich, dass Kai Wiesinger genau der Typ ist, dem man zutraut, so ein Geheimnis mit sich herumzutragen. Genauso ideal war Anna Thalbach als Juristin, die ihren Job sehr gut macht, aber schwer berechenbar ist. Ich bin überhaupt mit der gesamten Crew sehr zufrieden und glücklich, vor allem auch mit Michou Friesz.

Haben Sie schon ein neues Projekt im Talon?
SICHERITZ: Ich bin intensiv am Schreiben und hoffe, dass sich bald was bewegt.