Dort, wo der ungeübte Hörer das Radio abdreht oder sich beim Konzert etwas müht mit dem Zuhören, wo es also "etwas schräg" klingt, ist - man entschuldige die Verallgemeinerung - die Neue Musik angesiedelt. Wobei, "nicht hörenswert" ist sie keinesfalls, im Gegenteil: Das Experiment zeitgenössische Musik birgt klanglichen Ausdruck, wie er der Zeit entspricht und ist für den sensibilisierten Hörer eine lohnende Herausforderung.

30 Jahre. Von all dem kann Bruno Strobl, 58-jähriger pensionierter Mittelschullehrer und Komponist aus Rothenthurn bei Spittal, ein Liedlein singen. 30 Jahre ist es heuer her, dass er sich der damals in Kärnten von Dieter Kaufmann neu gegründeten regionalen Gruppe der "Internationalen Gesellschaft für Neue Musik" (IGNM) als Obmann zur Verfügung stellte. Ein Amt, "das mir bisher keiner abgenommen hat".

Nur ein Scherflein. Kärntens Politik setzt, wie man dem Kulturbericht entnehmen kann, stark auf Musikkapellen, Chöre und Singgruppen. Zwar hat das Land seine Zuwendungen für Musik seit 1998 bis 2004 auf 1.800.000 Euro verdoppelt. Hingegen ist die Förderung für Neue Musik mit bescheidenen 10.000 Euro gleich geblieben.

Unermüdlich. Unermüdlich kämpfen Bruno Strobl, Stephan Kühne und Alfred Stingl, indem sie Projekte entwickeln und sich für die zeitgenössische Musik stark machen. Mutig ist etwa die Stadt Spittal: Mit dem für November 2008 wieder geplanten "Expan", einer biennal stattfindenden "Werkstatt für Neue Musik", will man erneut einige sehr interessierte Hörer beim Uraufführungsabend anlocken.

Meisterkurse. In Strobls Zeit fallen Kärntner Meisterkurse für aktuelle Musik im Alpenbad St. Leonhard, die bis 1990 recht guten Zuspruch hatten. Mut bewies auch die Stadt Villach, die 1998 und 2000 das "Klangspectrum" veranstaltete. "Es zeigte sich, dass Neue Musik am ehesten mit Theater angenommen wird", resümiert Strobl. Seine "Roten Schuhe", 2003 an der neuenbuehne in Villach, waren ausverkauft.

Musikfabrik. In jüngerer Zeit ließ der Komponist nicht nur durch seine Zusammenarbeit mit dem "Ensemble Kreativ" sondern auch mit dem "Ensemble MusikFabrikSüd" aufhorchen: Eine "Zeitton-Sendung" auf Ö1 sendet am 21. Jänner um 23.05 Uhr ein Konzert. Kulturpreisträgerin Waltraud Russegger singt darin eine Vertonung des Bachmann-Gedichts "... und aufgegangen im Himmel" aus Strobls Feder. Das wäre doch eine Gelegenheit zum Klang-Wagnis!