Was bringt's, wenn das Niveau hoch, doch keiner droben ist? Im ausverkauften Konzerthaussaal war es anders. Hohes Niveau und alle drauf! Geschafft haben das die "12 Cellisten" [sic!] der Berliner Philharmoniker bei einem Sonderkonzert des Musikvereins Kärnten mit der Jeunesse Kärnten. Allerdings: Das Verhältnis war zehn zu zwei, zu Ungunsten der Damen. Allesamt Profis. Perfekt in Technik und Performance. Daheim in allen musikalischen Genres, spielten sie lustvoll zum Tanz auf. Eingangs "Angel Dances", gefolgt von "Dances of the world" und vier Draufgaben.

Riesen Applaus. Den Kitschverdacht konnte der Purist verschmerzen und der virtuosen Verführung des Ausnahmeensembles reinen Herzens folgen. Voll auf Wirkung bedacht, schlug das Programm einen ungewöhnlichen Bogen vom "Sphärisch-Religiösen" (so die Moderation) zu den Ohrwürmern der Filmmusik. Zuerst aus einer findigen Mischung aus Debussy, Mendelsohn und Piazzolla bzw. Arvo Pärt; Verdi und abermals Piazzolla. Dreiteilig mit erbetener Applausabstinenz zwischen den "Sätzen". Danach im stürmisch-heiter-weltlichen Tanzgetümmel wurde alles aufgefahren, was ein Salonorchester nicht kann. Da strichen nicht nur die Bögen nach allen Regeln der Kunst , da wurde gestampft, geschnippt, gekratzt, getrommelt und gepfiffen, dass helle Freude aufkam und das Publikum seinem Applausstau jede Schleuse hemmungslos öffnen konnte.