Die Karten für die Netrebko waren sofort weg", gibt Gerbert Schwaighofer nicht wirklich ein Geheimnis preis. Überrascht hat den kaufmännischen Direktor der Salzburger Festspiele hingegen, dass bereits vor der morgigen Eröffnung "über 90 Prozent der 220.000 verfügbaren Karten vergeben sind". Im ersten Jahr seiner Salzburger Intendanz bietet Jürgen Flimm nämlich ein nicht eben leicht verkäufliches Programm. Raritäten wie Joseph Haydns "Armida" oder "Benvenuto Cellini" von Hector Berlioz gelten nicht als Kassenmagneten. Damit geht der erfahrene Theaterfuchs aber allfälligen Vergleichen vorsichtig aus dem Weg. Drei der vier Opern, die er neu herausbringt, waren bei den Festspielen noch nie zu sehen, der "Freischütz" zuletzt 1954.

Erneuerung. Und weil er so spät bestellt worden ist, dass viele Stars nicht mehr verfügbar waren, macht Flimm aus der Not eine Tugend und beginnt seine Ära mit einer personellen Erneuerung. Seine Opernregisseure Christof Loy und Philipp Stölzl feiern ihr Festspieldebüt, Andrea Breth und Falk Richter inszenieren erstmals Oper in Salzburg.

Der große Durchbruch. Auch auf der Bühne werden die Festspielbesucher heuer viele Nachwuchskräfte erleben, deren Namen ihnen kaum bekannt sind. Spannung garantiert dabei die Frage, ob sich das Wunder des "Don Giovanni" von 2002 wiederholt, nach dessen Premiere es hieß: A star is born. Damals gelang Anna Netrebko, die heuer in Salzburg nur zwei Konzerte singt, unter der Obhut von Nikolaus Harnoncourt der endgültige Durchbruch. In diesem Sommer wollen etliche junge Sängerinnen und Sänger die Chance nützen, ihrem Beispiel zu folgen. Nirgendwo sonst stehen sie so sehr im Rampenlicht wie in Salzburg, wo mehr Intendanten, Agenten und Journalisten die Vorstellungen besuchen als bei jedem anderen Veranstalter.

Debüt. Die erste Gelegenheit dazu hat Annette Dasch, die beste Voraussetzungen mitbringt. Die 31-jährige Berlinerin, die schon im Mozart-Jahr als Aminta in "Il re pastore" erfolgreich ihr Festspiel-Debüt feierte, singt die Titelrolle in der ersten Opernpremiere, in Haydns "Armida". Die attraktive Sopranistin, die im Vorjahr unter Nikolaus Harnoncourt als Gretchen in Robert Schumanns "Faust-Szenen" bei der "styriarte" entzückte, hat einen Exklusivvertrag mit der Plattenfirma Sony Classical abgeschlossen, die am Montag in Salzburg ihr Debüt-Album präsentieren wird. Es heißt "Armida" und enthält nicht nur Haydns kompositorische Auseinandersetzung mit der orientalischen Zauberin, sondern auch jene seiner Vorgänger Händel, Gluck und Jommelli (wir berichteten).