Wir haben das Grab des Herodes am Herodium gefunden!" Professor Ehud Netzer von der Hebräischen Universität kündigte so schlicht die sensationellste archäologische Entdeckung im Heiligen Land und vermutlich weltweit an. Der für seine kalte Grausamkeit gehasste und für seine monumentalen Bauten bewunderte "König von Judäa" liegt am Rande des von ihm aufgeschütteten und nach ihm benannten Herodium-Hügels rund 15 Kilometer südlich von Jerusalem, nahe Bethlehem, begraben.

Kein Zweifel. Netzer, führender Herodes-Kenner, suchte seit 1972 in der Gegend des Herodiums nach dem Königsgrab. Obwohl andere Forscher der Überzeugung waren, dieses befinde sich in Jerusalem. Erst im August letzten Jahres wurden die Grabungen am späteren Fundort aufgenommen. Aufgrund der Rekonstruktion des Beerdigungszuges und des Fundes bestünden keinerlei Zweifel, so Netzer, dass Herodes' Grab und Sarkophag in einem Mausoleum gefunden worden seien.

Karge Überreste. Über eine sechseinhalb Meter breite Treppe, welche speziell für die Bestattungszeremonie erstellt worden war, gelangt man zu den mehr als kärglichen Überresten des Mausoleums, welches im Laufe der Jahrtausende weitgehend abgebaut und zerstört worden ist. Teile des Podiums sind sichtbar, gebildet aus weißen, gemeißelten Steinen, in dieser Art und Größe einzigartig in der Gegend. Dort fanden Netzer und seine Mitarbeiter die Überreste eines fast zweieinhalb Meter langen, mit Rosetten verzierten Sarkophags. Auf diesem, aus rötlichem Jerusalemer Stein gemeißelt, ein dreieckiger, auf den Seiten ebenfalls dekorierter Deckel. Solche Sarkophage sind im Heiligen Land äußerst selten, bekannt ist nur jener im "Königsgrab" in Ostjerusalem. Jener beim Herodium ist in kleinste Splitter zerschlagen. Menschliche Knochen seien bislang nicht entdeckt worden.

Festung. Herodes I., auch Herodes der Große genannt, regierte Judäa als von Rom eingesetzter "König der Juden" (siehe auch Info-Kasten). Laut Matthäus-Evangelium ließ er nach der Geburt Jesu aus Angst vor einem Machtverlust durch das prophezeite Erscheinen des Messias alle Knaben in Bethlehem töten. In der christlichen Welt ist Herodes seitdem ein Inbegriff des Bösen. Herodes war aber auch einer der einflussreichsten Herrscher seiner Zeit und ging vor allem mit den von ihm veranlassten Bauwerken in die Geschichte ein. Neben der maßgeblichen Erweiterung des Zweiten Tempels ließ Herodes auch die Hafenstadt Cäsarea und die Festung Masada erbauen. Das Herodium war einer der letzten Rückzugsorte der jüdischen Aufständischen gegen die Römer. Die Festung wurde 71 nach Christus von den Römern erobert und zerstört - ein Jahr nach Zerstörung des Tempels in Jerusalem.