Bei der Verbeugungstour nach der Klagenfurter "Wozzeck"-Premiere wird er leider fehlen, was aber durchaus für den Marktwert von Gottfried Pilz spricht: Der Ausstatter der Alban Berg-Oper hat morgen Abend eine Verpflichtung in Bern zu erfüllen. Bald darauf gibt es in Zürich die Wiederaufnahme der "Arabella" (Regie: Götz Friedrich) für die Renée Fleming in der Titelrolle neue Kostüme gewünscht hat.

Richtiges Kostüm. "Mir geht es um das richtige Kostüm für den entsprechenden Sänger. Der steht schließlich im Mittelpunkt und soll glaubhaft wirken, nicht wie eine lebendige Figurine" bekennt der 62-jährige Künstler mit besonderer Affinität zu Richard Strauss. Was er übrigens auch in Klagenfurt schon beweisen konnte: Mitte der 70er-Jahre hat er am Stadttheater für "Ariadne auf Naxos" Kostüme und Bühnenbilder geschaffen, außerdem Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt", Pietro Mascagnis "Cavalleria rusticana" und Ruggiero Leoncavallos "Il Pagliacci" ausgestattet.

Prominente Partner. Sein Handwerk hat Gottfried Pilz in der Klasse des legendären Caspar Neher in Wien erlernt, die Uraufführung von Aribert Reimanns "Melusine" bei den Schwetzinger Festspielen (1971) war die erste Oper, für die er Kostüme und Bühnenbilder schuf. Der Regisseur Gustav Rudolf Sellner war der erste in einer langen Reihe prominenter Namen, mit denen der Salzburger seither zusammen gearbeitet hat: Mit John Dew, Götz Friedrich, Günter Krämer, Christine Mielitz, bei Salzburgs umstrittener "Entführung aus dem Serail" mit Stefan Herheim und jetzt eben mit Olivier Tambosi.

Schicksal begreifbar machen. Beim "Wozzeck" erzählt Gottfried Pilz ging es darum, das Schicksal "dieses von einem Hungerlohn lebenden Menschen in unserer Zeit begreifbar zu machen. Wir haben dafür die Metapher Fernsehen gefunden. Jeder sitzt zumindest bei den Nachrichten davor, vernimmt alle Unbill der Welt und erträgt, dass die Weltkriege ins uferlose weitergehen. Gegen unsere bildüberflutete, nur aus Berieselung bestehende und auf Unterhaltung ausgerichtete Zeit mit ihrem Konsum im Überfluss gilt es, auf der Bühne etwas dagegen zu setzen."

Alleingang. Seit 1993 versucht es Gottfried Pilz, der am liebsten Komponist geworden wäre, im "Alleingang": Er betätigt sich auch als Regisseur. Spannungsvoll gelang der Einsteig mit "Hippolyte et Aricie" von Jean-Philippe Rameau in Leipzig, es folgten Olivier Messiaens "Francois d'Assise" und 2003 Peter Ruzickas "Celan"-Oper in Mainz. Stolz ist der trotz langjährigen Berliner Wohnsitzes unüberhörbar Österreicher Gebliebene auf eine besonders geglückte "Pique Dame" (Tschaikowsky) 2001 in Los Angeles. Geglückt erscheint ihm auch seine jüngste Arbeit: Wagners "Der Fliegende Holländer" hatte im Februar in Meiningen Premiere. In Österreich war Pilz hingegen erst ein einziges Mal als Regisseur gefragt: 2000 am Linzer Landestheater bei Beethovens "Fidelio".