Dienstagabend, Burgtheater Wien. Es wird ein starkes Stück geboten. Im grellen Scheinwerferlicht stolziert ein echter englischer Sir, der Musiker, Weltverbesserer und Friedensaktivist Robert "Bob" Geldof im Nadelstreif aus dem Bühnenhintergrund nach vorn. Was ausgerechnet er beim 10-Jahres-Fest der Mobilfunker zu sagen hat, bei dem auch Politiker wie SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer, Vizekanzler Hubert Gorbach oder Landwirtschaftsminister Josef Pröll und Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat anwesend sind, ist zunächst ein Rätsel. Doch dann sprüht der 52-Jährige förmlich von Anfang bis Ende seiner fast einstündigen, temperamentvollen, oft witzigen und kecken Rede, die er völlig frei, wie aus dem Bauch über die Rampe bringt, erzählt er leutselig, was Technik für Musiker seit Jahrzehnten zuwege bringt.

Der Funken springt über. Rasch springt der Funken über zu Handy & Co: "Moderne Kommunikationsmittel bauen globale Brücken", behauptet der Stargast, streicht sich die langen grauen Haare aus der zerfurchten Stirn und landet mitten in seinem Leib- und Magenthema: bei den politisch Missbrauchten und Hungernden Afrikas, für die Handys und Laptops extrem hilfreich seien. Sie könnten eine soziale Revolution aus lösen. "Kein Regime kann lange überleben, wenn sich die Leute informieren können", meint Geldof, der begeistert auch davon erzählt, wie Afrikaner im abgelegensten Busch in einer Hütte im Fernsehen sogar regelmäßig Berichte über die englische Fußball-Liga verfolgten.

"Afrika ist unser Mexiko" "Armut kann gestoppt werden", behauptet Geldof, der immer wieder darauf zurückkommt, dass Afrika nur "acht Meilen von Europa entfernt" ist. Es ginge nicht darum, Afrika aus purer Wohltätigkeit Geld zu spenden. Geldof warnt sogar davor. Er glaubt, die Armut auf dem schwarzen Kontinent, der in europäischen Köpfen viel weiter entfernt sei als Japan oder Australien, könne mit politischem und wirtschaftlichen Engagement bekämpft werden. Europa müsse Afrika zu einem gleichberechtigten Partner, auch geschäftlich, machen, fordert der Rockstar. "Afrika ist unser Mexiko." Europa müsse schon aus Eigeninteresse dafür sorgen, dass sich die Lage in Afrika so verbessert, damit nicht tausende auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa drängen.

Große Augen. Plötzlich machen die meisten der Zuhörer im voll besetzten Bühnensaal und in den Logen große Augen, zieht "Sir" Geldolf scharf über Österreichs Entwicklungshilfe her. Der regelmäßige Aktionist bei Gipfeltreffen der G-8-Industriestaaten nennt Österreichs Ausgaben "armselig" und "geizig". Die Quote von 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sei für Österreich, das Geldof im Zusammenhang als eines der reichsten Länder der Welt nennt, völlig ungenügend.

Erinnerung. Er erinnert daran, dass sich Wien verpflichtet habe, bis 2015 die von der UNO angestrebten 0,7 Prozent auszugeben. Es sei "eine Sache der Ehre", diesen von Geldof aber heftig angezweifelten Wert auch tatsächlich zu erreichen. Österreichs Bürger seien zwar als Spender für deren Großzügigkeit bekannt. Dies treffe auf die Regierenden aber nicht zu, sagt Geldof gegen Ende seiner engagierten Rede, die SPÖ-Chef Gusenbauer vorzeitig verlassen hat. Deshalb sieht er auch nicht, wie Geldof doch wieder freundlich wird und der Adelige vor dem Bühnen-Smalltalk mit Mobilkom-Chef Boris Nemsic noch rasch einen irischen "Riverdance" auf den Burg-Brettern steppt.