Einen Nachmittag lang verwandelte sich der Platz vorm Sala Grande in einen Spielplatz. Wo sonst die Festivalprominenz auf dem roten Teppich bejubelt wird, spannten sich große, aufblasbare Bögen mit Buzz Lightyear oder Nemo darauf. Der Grund: John Lasseter und seine Animationsgenies von Pixar wurden für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Das Spielerische und Komische, für das die Macher von "Toy Story" und Co. stehen, blieb im bisherigen Wettbewerb jedoch die Ausnahme.

Ende des Kapitalismus

Wenigstens war da die Wirtschaftskrise in den Händen von Chef-Aufklärer Michael Moore. Der tränkte seinen vergifteten Liebesbrief an die Finanzwelt und die versagende US-Politik mit den Tränen der Leidtragenden und seinem sarkastischen Humor. In "Capitalism: A Love Story" prangert er mit deutlichen Worten den Verlust der US-Demokratie und die Entstehung einer Herrschaft der Banken an. Auch wenn viele seine Masche seit seiner Omnipräsenz zu Bush-Zeiten abgeschrieben haben, wurde Moore in Venedig mit Standing Ovations gefeiert.

Um korrupte Konzerne kreiste auch Steven Soderberghs "The Informant!" (außer Konkurrenz), in dem Matt Damon als schizophrener Lügner sein Unternehmen an das FBI verrät und es selber um Millionen Dollar betrügt. Für diese Rolle ließ er sich einen Schnurrbart wachsen, trug ein Toupet und futterte sich einen Mittelstandsbauch an.

Mit seinem eher trockenen Thema ist der Film nicht ganz die Wirtschaftssatire, die er sein will, gewinnt mit immer weiteren Unwahrheiten aber deutlich an Fahrt und Witz. Auf die Frage nach seiner größten Lüge verwies Damon an seinen Regisseur Soderbergh: "Lügen sind wichtig, sie sind schließlich dafür verantwortlich, dass wir uns nicht alle gegenseitig umbringen."