Dass Quentin Tarantino und Robert Rodriguez beste Kumpels sind, weiß man schon seit "From Dusk Till Dawn". Auch in Venedig ließen sich die beiden nun, mit großen Cowboy-Hüten tief ins Gesicht gezogen, gemeinsam blicken: Rodriguez, der außer Konkurrenz mit Jessica Alba und Danny Trejo im Schlepptau seinen blutigen "Grindhouse"-Nachschlag "Machete" zeigte, ist auf dem Festival allerdings nicht der einzige gute Bekannte Tarantinos, der als Jury-Präsident in die Lagunenstadt gekommen ist. "Es gibt viele Leute im Wettbewerb, mit denen ich persönlich Kontakt habe", sagte der gewohnt filmenthusiastische US-Regisseur der Presse. Einen Konflikt sieht er darin nicht. "Ich denke, meine Integrität spricht für mich."

Viel, für das es sich zu kämpfen lohnt, gab es zu Beginn des Festivals allerdings noch nicht - trotz einiger vielversprechender Premieren. Tran Anh Hungs "Norwegian Wood", eine Adaption des Murakami-Bestsellers "Naokos Lächeln", war kaum mehr als eine 133-minütige Aneinanderreihung dekorativ durcharrangierter Bilder ohne Tiefe.

Julian Schnabel verhebt sich nach dem Meisterwerk "Schmetterling und Taucherglocke" mit der Romanverfilmung "Miral" über drei palästinensische Frauen. Den naiven Blick, mit dem seine Hauptfigur den Konflikt sieht, übernimmt er über weite Strecken für den Film, der zudem keine emotionale Wucht entwickelt.

Der Eröffnungsfilm "Black Swan" von Darren Aronofsky, dem Venedig-Gewinner 2008 für "The Wrestler", hatte mit Natalie Portman immerhin eine überragende Hauptdarstellerin. Die gebürtige Israelin verkörpert im Psychodrama in Schwarz-Weiß-Rosa im Umfeld einer "Schwanensee"-Inszenierung im New Yorker Ballettmilieu eine Ballerina mit krankhaftem Streben nach Perfektion. Eine Rolle, die ihr viel Einsatz abverlangt hat: "Ein Jahr vor den Dreharbeiten habe ich mit dem Training begonnen", erzählt die 29-Jährige, die selbst bis zum Alter von 13 Jahren Ballett gemacht hat.

In "Black Swan" liefert sie nun eine überragende Performance. Aus ihrer Sicht zeigt Aronofsky die Körperlichkeit des Balletts, die Selbstzerstörung und den psychischen Ausnahmezustand. Stilistisch ausgefeilt inszeniert er die zahlreichen Dualitäten der durchsichtigen Geschichte aber nicht sonderlich subtil, sondern hantiert zunehmend mit polternden Horror-Thriller-Effekten. "Es sollte perfekt sein", haucht die Ballerina zum Finale ihr Leben aus. "Black Swan" ist das nicht, beschert dem Festival aber einen ungewöhnlichen Auftakt.