Ein Katzensprung zum Tanz vom Feinsten. Die Biennale ruft. Vier Stunden und 22 Minuten mit dem Intercitybus vom Klagenfurter Hauptbahnhof zur Piazza Roma und schon lassen sich Kunst-Delikatessen genießen: "Das 7. Internationale Festival für zeitgenössischen Tanz der Biennale di Venezia" steht vor der Tür.
Wunderschöne Körper, gewaltige Muskelkraft, berauschende Virtuosität und Hyperästhetik im Geiste des Goldenen Schnitts sind die Ingredienzien des kompakten Programms: Unter dem sprechenden Titel "Capturing Emotions" ("Im Bann der Gefühle") zeigt der künstlerische Direktor, Ismael Ivo, bis 12. Juni insgesamt 36 Tanzproduktionen, davon fünf Welturaufführungen sowie sieben europäische und acht italienische Premieren.
Sehnsuchtspotenzial
Den 55-jährigen afro-brasilianischen Tänzer Ivo, Mitbegründer des Wiener "ImPulsTanz"-Festivals, interessieren dabei die Schnittstellen zwischen Physiologie und Empfindung. "Choreografie fördert Visionen", lautet sein künstlerisches Credo: "Bewegung stimuliert unsere versteckten Sehnsüchte und Gefühle." Mit reflektiv-analytischem Tanz hat Ivo wenig am Hut. Stattdessen agieren auf Venedigs Bühnen durchtrainierte Tanzkörper in bewegungstechnischer Höchstform.
Das diesjährige Festival widmet Ivo dem außereuropäischen Tanz. Sechs Kompanien kommen aus Kanada, vier aus Australien und eine aus Neuseeland. Während sich der Austausch zwischen Kanada und Europa seit Beginn der 90er-Jahre kontinuierlich etablierte, sind Arbeiten aus Australien und Neuseeland hierzulande (noch) ein Novum. Spannend klingt auch das neue Format der Nachwuchspflege: Unter dem Titel "Marathon of the unexpected" zeigen 21 Künstlerinnen und Künstler aus Italien, Slowenien, den Niederlanden, Japan, Taiwan und den USA am 12. Juni Eigenkreationen, keine länger als 15 Minuten.
Der 2006 ins Leben gerufene "Goldene Löwe" für das Lebenswerk bedeutender Tanzpersönlichkeiten geht heuer an den renommierten amerikanischen Choreografen William Forsythe. Den Startschuss gibt der Hausherr persönlich: Mit seiner neuesten Choreografie "Oxygen" eröffnet er die Tanzbiennale Mittwoch um 20 Uhr im Teatro al Tese.