"32 rue Vandenbranden": In einer verschneiten Straße zwischen zwei Häuserzeilen aus mobilen Wohncontainern entwickelt das belgische Künstlerkollektiv "Peeping Tom" einen Abgesang auf das menschliche Zusammenleben.

Links wohnt eine Schwangere, rechts ein junges weißes Pärchen, daneben ziehen zwei jugendliche, koreanische Immigranten bei einer dicken, älteren Vermieterin ein. Aus den zögerlichen, gegenseitigen Besuchen entwickelt sich ein Plot über Chancengleichheit und Geschlechterkampf. Die Koreaner müssen sich mit Onanie oder Liebeskummer begnügen, von Partnerschaften scheinen sie aufgrund ihrer Herkunft ausgegrenzt. Das junge Paar klebt in einer gewalttätigen On-Off-Beziehung, zusätzlich belastet durch die Schwangerschaft der Ex von gegenüber.

Die lebensnahe Geschichte im hyperrealistischen Bühnenbild kontrastiert mit höchst artifizieller, zeitgenössischer Bewegungssprache des grandiosen siebenköpfigen Ensembles. Die Crew überzeichnet Alltagsbewegungen ins Groteske (Seoljin Kim im Ballerina-Zehenspitzen-Gang auf Brautschau) oder dehnt Tanz in Zirkusartistik (Schlangenmenschen-Duett aus gebogenen Wirbelsäulen des jungen Paares).

Eingehüllt in den bewölkten Abendhimmel des stimmigen Bühnensets kippt die Atmosphäre aus charmanter Tristesse in desolate Verzweiflung und eskaliert in der Tötung des Ungeborenen (backstage) durch die Straßengemeinschaft. "32 rue Vandenbranden" erweist sich als Sackgasse, an deren Ende das tatenlos zusehende Publikum dem Kollektivnamen "Peeping Tom" alle voyeuristische Ehre erweist.