Dezember vorletzten Jahres wurde er 60. Sein schönstes Geburtstagsgeschenk sollte ein Kinofilm werden, den Harald Friedl ausheckte. Der läuft demnächst an. Titel: "So schaut's aus. G'schichten vom Willi Resetarits".

Wo lag die Initialzündung zu diesem Projekt?

WILLI RESETARITS: Harald Friedl wollte unbedingt einen Kinofilm machen. Die Österreichische Filmförderung hat abgelehnt. Wien hat zugesagt. Die Auflage war jedoch, dass es kein Kinofilm werden sollte. Warum? I waaß net. Vielleicht ist mein G'sicht zu schmal für die Breitwand. Dann meldete sich auf einmal der ORF, weil die auf die Idee kamen, dass sie mich vielleicht zum runden Geburtstag würdigen könnten. Letztendlich entschied Produzent Kurt Mayer, der das Geld auftrieb: Basta! Der Film wird auf 35-Millimeter-Material gedreht und kommt ins Kino.

Es ist kein konventionelles Porträt, wie wir hören.

RESETARITS: Es ist eins ohne Archivmaterial und ohne Interview-Kochsalat. Es rennt alles nur über mi.

Ist Regisseur Harald Friedl ein alter Spezi von Ihnen?

RESETARITS: Ich kannte ihn als Musiker, als Sänger der Salzburger Band Scheiblingseder und wusste gar nicht, dass er auch Filmemacher ist. Dann sah ich eine Dokumentation von ihm, in der er drei Herrschaften, die ihre Geschäfte zusperren wollten, über ein paar Monate verfolgt hat. Das hatte Superstimmung mit ein paar kurzen, wunderbaren "Blitzen". Ein Film, in dem nix passiert, und der trotzdem seine Dynamik entfaltet. Da hab' ich mir gedacht: Das mit uns beiden, das wird sicher gehen.

Glauben Sie an Gott?

RESETARITS: Naaa. Doch ich hab' eine noncholante Einstellung. Wenn es ihn gibt, wird er mit mir zufrieden sein. Weil ich bemüh' mich eh.

Sie waren immer ein politisch engagierter Mensch. Wie würde ein "So schaut's aus" über die Politik in Österreich aussehen?

RESETARITS: Ich blicke gern in Abgründe und sage: Es ist alles halb so wild. Aber immer kann ich es nicht, da muss ich mich dann aufregen. Es muss jemanden geben, der so wie ich gnadenlos mit den Freiheitlichen umgeht. Bitte, es ist nicht verboten, so d... zu sein wie der Strache. Aber wie d... muss einer sein, der die wählt!?

Und wen könnten Sie wählen?

RESETARITS: Ich bin seit Jahren Grün-Wähler. In wesentlichen Grundfragen, da darf man tagespolitisch net so genau sein, stimme ich mit denen überein.

Besonders stolz dürfen Sie ja auf das von Ihnen initiierte Integrationshaus sein.

RESETARITS: Die Arbeit dort läuft perfekt, was nur zum ganz kleinen Teil auf mich persönlich zurückzuführen ist. Es ist erstaunlich, was in diesem Haus alles geleistet wird, also konnte ich mich beruhigt auf die Funktion des Ehrenpräsidenten zurückziehen. Nur beim Geld auftreiben helfe ich, denn finanziell kracht's nach wie vor. Die Freude wird nur durch die Asyl- und Flüchtlingspolitik in Österreich geschmälert, weshalb ich nicht so abgeklärt über die Tagespolitik hinweggehen kann. Wien ist noch irgendwie eine Ausnahme. Wien macht zwar alles falsch, aber einiges doch besser als der Bund.

Und was sagen Sie dann, aus aktuellem Anlass, zum Thema Arigona?

RESETARITS: Ein klassischer Fall von humanitärem Aufenthaltsrecht. Minderjährige unterliegen nicht nur den Asylantengesetzen, sondern auch jenen, die die Jugendwohlfahrt betreffen. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob das, was hier geschieht, im Sinne der Menschenrechte ist.

Das Pseudonym Kurt Ostbahn haben Sie endgültig abgelegt?

RESETARITS: Er ist in Pension geschickt. Ebenso wie die Schmetterlinge. Doch ich denke mit viel Freude und Sympathie an diese Zeiten zurück. Ich glaube, ich bin inzwischen sehr weise im Wissen um etwas, was organisch zu Ende geht. Das muss man dann nicht künstlich verlängern wie in der Intensivstation.

Im Film sieht man Sie in vielen Szenen nicht nur mit vollen Gläsern des geliebten Rotweins, sondern auch als Weißweintrinker. Wie das?

RESETARITS: Wie heißt es im berühmten "Reblaus"-Lied ? Ich tu den Wein net trinken, sondern beißen, i hab' den roten grad' so gern als wie den weißen. Aber die Wahrheit ist, dass ich seit Anfang des Jahres auf nullkommanull Promille bin.

Wie das?

RESETARITS: Weil ich den Eindruck hatte, dass ich nicht mehr in jeder Sekunde Herr über meinen Weinkonsum war. Wenn ich vier Achteln getrunken habe und es hat geschmeckt, habe ich gemerkt, dass ich immer noch mehr wollte. Gut, auch wenn ich relativ fett war, habe ich noch lange und lieb reden können, aber: Im Alter baut man halt immer langsamer ab. Somit habe ich beschlossen: Ich werde bestimmen und nicht der Alk. Meine Leberwerte sind noch in Ordnung und das ist gut so. Ich bleib' jetzt beim Wasser. Kennen'S das Sicheldorfer?

Sofortwirkung bei Sodbrennen.

RESETARITS: Ja, ja. Das Wasser ist ein neues Kapitel. Und sehr interessant, sehr spannend.