Am 14. Jänner jährt sich der Geburtstag von Albert Schweitzer zum 125. Mal. Der Kinofilm "Albert Schweitzer - Ein Leben für Afrika" möchte ihm ein Denkmal setzen. Der Holländer Jeroen Krabbé verkörpert die Titelrolle. Krabbé war einst der Bösewicht im James-Bond-Abenteuer "Der Hauch des Todes" (größtenteils in Österreich entstanden), ist aber auch ein international anerkannter Maler.

Was war Ihre erste Reaktion, als man Ihnen die Rolle anbot?
Krabbé: Ich sagte: Nein, nein, nein!

Warum?
Krabbé: Weil es normalerweise kaum zu bewältigen ist, eine solche Ikone darzustellen. Der erste Drehbuchentwurf bestätigte mich. Der war wie eine Geschichtsstunde. Ich sagte: Nein, Leute, so geht es nicht! Das muss eine Figur aus Fleisch und Blut sein!

Und wie ging es weiter?
Krabbé:Ich ließ mich zu einem weiteren Treffen überreden. Da kamen wir auch noch auf keinen grünen Zweig. Schweitzer war in den fünfziger Jahren für das "Time Magazine" der "wichtigste Mensch auf der Erde". Manche feierten ihn als Halbgott. Aber einen Halbgott kann man nicht spielen. Ich ersuchte, ihm im Drehbuch mehr Tiefe, mehr Konturen zu verleihen. Er sollte auch einer mit Zweifeln sein, einer, der seine eigenen Probleme hatte - etwa mit Ehefrau und Tochter. Man berücksichtigte meine Wünsche, undnach und nach wurde der Charakter reicher und vielschichtiger.

Wie haben Sie selbst recherchiert?
Krabbé:Eine exzellent geschriebene Biographie von James Brabazon hat mir sehr geholfen, und ich habe mir viele Dokumentaraufnahmen aus den fünfziger Jahren angeschaut. Vor allem seine Körpersprache war hochinteressant. Er hatte einen ganz speziellen Gang. Den habe ich mir für meine Gestaltung angeeignet.

Wie war Ihnen, als Sie sich zum ersten Mal als Albert Schweitzer im Spiegel sahen?
Krabbé: Ich war geschockt. Das war ein anderer Mensch. Da war nichts mehr vom Krabbé da.

Was ist komplizierter? Albert Schweitzer oder einen James-Bond-Bösewicht zu spielen?
Krabbé: Die Annäherung an eine Rolle verläuft immer ähnlich. Bei einer fiktiven Figur kann man natürlich mehr ausholen, bei einem Albert Schweitzer ist man limitierter - wenn man ihm gerecht werden will. Zur gewissenhaften Vorbereitung blieben mir drei Monate, aber dann hatte ich alles so exakt im Griff, dass ich keinerlei Schwierigkeiten sah.

Was macht Albert Schweitzer auch aus heutiger Sicht so bedeutend?
Krabbé: Dass er bereits 1913 Dinge sagte, die heute mehr gelten denn je. Schlägt man heute einen Baum, meinte er, dann hat das hundert Jahre später Auswirkungen auf den ganzen Wald. Und wenn wir jetzt Klimaprobleme haben, dann liegt die Ursache dort, dass wir uns einfach nicht an die Ur-Regel gehalten haben, dass alles seine Aufgabe hat, und dass wir eines Tages die Rechnung bekommen. Es hat sicher seinen guten Grund, dass Al Gore seine Philosophie umsetzt, und dass Barack Obama in seiner Nobelpreis-RedeAlbert Schweitzer erwähnte.

Wie denken Sie, wird das junge Publikum den Film annehmen?
Krabbé: Da bin ich optimistisch. Wir hatten eine Spezialvorführung für eine Schule in Magdeburg. Erst beschwerten sich die Schüler, dass dies kein Action-Film sei. Nachher waren sie sehr angetan, hatten zahlreiche Fragen und wollten wissen, wie man Schweitzers Ideen heute umsetzen könnte. Es war eine wunderbare Veranstaltung.

Welcher Ausspruch Schweitzers gefällt Ihnen besonders?
Krabbé: Dass er sagte "Du bist noch lange kein Christ, nur, weil du in die Kirche gehst. So, wie ein Auto noch lange kein Auto ist, wenn es nur in der Garage steht."

Der christliche Aspekt war eine der Wurzeln von Schweitzers Handeln. Sind Sie religiös?
Krabbé: Ich bin Atheist. Aber ich glaube an Menschen, die ein Bewusstsein wie Albert Schweitzer entwickeln.

Gibt es im kommenden Jahr wieder eine interessante Rolle für Sie?
Krabbé: Nächstes Jahr werde ich nur malen. Ich habe auch während der Dreharbeiten in Afrika viel gemalt. Diese Bilder werden 2010 in London ausgestellt.