"Gags, Gags, Gags" hatten sie versprochen, doch statt eines Feuerwerks des Humors glich das neue Programm von Dirk Stermann und Christoph Grissemann bei seiner gestrigen Premiere im Wiener Rabenhof stellenweise mehr einem Rohrkrepierer. "Stermann" verlängert die gemeinsame Arbeit der beiden Publikumslieblinge aus Funk und Fernsehen, Buch und Bühne einfach um zwei weitere Stunden, in denen sie das machen, was sie immer machen: Eine Doppel-Conference zweier Entertainer, die vorgeben, einander immer weniger leiden zu können, und die doch voneinander nicht lassen können.

Stermann versucht seine Emanzipation - so lautet zumindest das dramaturgische Grundgerüst des neuen Abends. Er genießt seinen Ruhm als "Ausnahmekaratebist", dessen Programme vom Bundespräsidenten angekündigt werden und dessen Fans in das Stermann-Museum pilgern, wo sie um 45 Euro bloß ein altes Hemd eines ehemaligen Schulkollegen bewundern dürfen. Für Grissemann hat er in seinem neuen Stück nur einen Auftritt vorgesehen: Einmal wortlos im Hintergrund mit nichts als einer Windel bekleidet über die Bühne gehen.

Grissemann absolviert diese erniedrigende Szene mit stoischer Professionalität, die Selbstbeweihräucherungen des Kollegen mag er jedoch nicht lange ertragen. Er schaltet sich ein, mit der "ganzen Wahrheit" über Stermann, und schon sind wir mitten im gewohnten Ping Pong. Nur dass es diesmal voller Doppelfehler ist, viele Pointen im Netz landen, manche andere weit ins Out gehen und die ganze Spielanlage sehr bekannt vorkommt. Erhält auch der älteste Schmäh zumindest einen Lacher, folgt der zufriedene Kommentar: "Bleibt drinnen, würde ich sagen."

Simple Witze werden mit aufwendigen Videoeinspielungen aufgemotzt. Dumme Quizshowantworten sind zum Amüsement gut genug, zwei originelle TV-Fundstücke über den versuchten Missbrauch von Mikrofonen als Mobiltelefone werden zum Lachschlager und eine Webcam-Störung transferiert das gute, alte Spiegelkabinett ins Videozeitalter.

Es mache ihnen mittlerweile Spaß, auf der Bühne auch Oma- und Opa-Witze zu erzählen, meinten die beiden im Vorfeld. Das mag durchaus sein, aber Stermann und Grissemann sollten sich dann auch auf einen Publikumsaustausch gefasst machen. Möglicherweise kommen dann weniger jene, die bisher ihren provokanten, anarchischen Humor geschätzt haben, als jene, die sie etwa mit einem Videoauftritt der Parkwacht Stenzel in der No-Go-Area Innere Stadt verarschen. Jene, die vergessen haben, wie oft sie manche Gags bereits gehört haben.

Am Ende von "Stermann" hält Grissemann eine Grabrede auf den Partner. Vielleicht hat ja wirklich alles einmal ein Ende. Und nur Stermann und Grissemann haben zwei. Wir warten also auf "Grissemann". Und wünschen einstweilen gute Besserung.