Hunderte Zuschauer und vier Lords im Oberhaus haben sich bei der BBC über die Ausstrahlung eines weiteren Filmes über Sterbehilfe beschwert.

Die Lords beschuldigten die BBC eine "orchestrierte Kampagne" mit dem Ziel zu führen, eine Änderung bestehender Gesetze über Beihilfe zum Selbstmord zu führen. "Dieser Film verherrlicht den Selbstmord", wetterte der einstige anglikanische Bischof von Rochester, Michael Nazir Ali. Ausgelöst wurde die Empörung durch die Ausstrahlung des Filmes "Choosing to Die", in dem Erfolgsautor Terry Pratchett zwei Briten auf dem Weg in die Sterbeklinik Dignitas in Zürich begleitet.

"Sterbetouristen"

Der Satellitensender "Sky" hatte 2008 in einem Film erstmals den Tod eines britischen "Sterbetouristen" in der Schweiz gezeigt. Nun sahen die Briten zum ersten Mal im terrestrischen Fernsehen, wie ein Mensch "Selbsteuthanasie" vollzieht. Pratchett, Verfasser von Fantasy-Romanen wie "Scheibenwelt", schüttelt dem 71-jährigen ehemaligen Hotelbesitzer Peter Smedley die Hand zum Abschied, der seine Nervenkrankheit Motoneuron nicht mehr erträgt. Dann trinkt Smedley die von der Sterbeklinik vorbereiteten Gifte, sackt tot in sich zusammen. Neben ihm sitzt seine Frau Christine und hält ihm die Hand. Als sich Pratchett in dem Film die Sterbeklinik zeigen lässt, kommentiert er bitter: "Auch die Schweizer erlauben das nur auf einem Industriegelände". Seine Motivation für den Film sei die Wut darüber, dass Briten in die Schweiz müssten, statt in ihrer vertrauten Umgebung zu Hause würdig sterben zu dürfen.

Würde

Bei Pratchett selbst wurde vor zwei Jahren Alzheimer diagnostiziert. Seither setzt sich der 63-Jährige für die Legalisierung der Sterbehilfe ein. Er wolle nicht mehr leben, wenn er nicht mehr schreiben könne. Er wolle selbstbestimmt bei sich zu Hause aus dem Leben scheiden, "in der einen Hand einen Brandy und in der anderen ein Schlafmittel". Karitative Gruppen betonen, die BBC habe nun in drei Jahren fünf solcher Filme produziert und damit ihre Verpflichtung zur Ausgewogenheit verletzt.

"Dies ist Propaganda für Selbstmordhilfe, die sich als Dokumentarfilm verkleidet", sagt die Sprecherin der Lobbygruppe "Pflegen statt Töten". Ein Bischof äußerte die Furcht, je mehr man solche Filme zeige, "desto mehr Selbstmorde wird es geben". Pratchett verteidigte seinen Film nach der Ausstrahlung. Auf die Frage nach der "Heiligkeit des Lebens" konterte er: "Und was ist mit der Würde des Lebens?"

Die Debatte über das "Recht auf den eigenen Tod" tobt seit zehn Jahren in Großbritannien. Sterbehilfe ist illegal.

Mehrfach wollten unheilbar Kranke Grundsatzurteile erzwingen, um ihren Angehörigen Straffreiheit zu garantieren, wenn diese ihnen bei der Fahrt in die Dignitasklinik helfen. Pratchett will eine Klärung der Rechtslage. Und er will nicht in der Schweiz, sondern zu Hause sterben.