Wenn eine von ihrem Format stirbt, spricht man gerne vom Ende einer Epoche. Jene von Liz Taylor ist schon etwas länger vorbei. Aber mit ihr als Person verwich eine der letzten Ikonen des klassischen Hollywoods. Ein Star, der diese Bezeichnung mit allen Konsequenzen erfüllte.

Liz Taylor wurde 1932 in London geboren. In ihrer wohlhabenden, kunstaffinen Familie galt offenbar die Devise: Was Lizchen nicht lernt, lernt Liz nimmermehr. Also bekam sie von Kinderbeinen auf Ballett- und Reitunterricht. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges übersiedelten die Taylors nach Los Angeles. Und schon mit zehn bekam Liz ihre erste Rolle in einem der populären Lassie-Filme. Weitere Kinderfilme folgten. Und als sich weibliche Rundungen zur angeborenen Glut ihrer Augen gesellten, begann das damals mächtige Studio MGM, sie systematisch zum Star aufzubauen.

Paralyse

Eine Schauspielausbildung hat die Taylor wie viele ihrer berühmten Kolleginnen - Audrey Hepburn, Kim Novak, Shirley MacLaine et cetera - nie genossen. Sie lernte vor der Kamera, und offenbar fanden Regisseure und Publikum Gefallen daran, der Schönen dabei zuzusehen. In den frühen Jahren hätte tatsächlich ihr Blick in Großaufnahme gereicht, um ganze Kinosäle in wohlige Paralyse zu versetzen.

Künstlerisch reifte die Taylor aber erst Mitte der 50er-Jahre voll aus. Filme wie "Giganten" oder "Die Katze auf dem heißen Blechdach" belegen dies. Ihre Hauptrollen in "Telefon Butterfield 8" oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" brachten ihr später zwei Oscars. Auszeichnungen sonder Zahl folgten.

In der Zeit des Kalten Krieges engagierte sich Liz Taylor auch politisch: Sie reiste mehrmals hinter den Eisernen Vorhang und traf die damalige Führungsspitze in Moskau. Vielleicht hatte sie gehofft, ihr damals schon globaler Glamour könnte etwas vom diplomatischen Eisstoß wegschmelzen, der sich zwischen ihrer Heimat und der Sowjetunion aufgebaut hatte. Aber für die Kreml-Herren blieb der Verlass auf die Atombombe stärker als der Reiz einer Sexbombe.

© ORF/APA - "Held auf vier Pfoten"

Parallel zu ihrer Leinwandkarriere entwickelte sich ihr Privatleben zu einer viel beachteten Soap-Opera mit Höhenflügen und dramatischen Abstürzen. Achtmal war sie verheiratet. Zweimal davon mit dem britischen Superstar Richard Burton.

Ihn lernte sie 1963 kennen, als sie in Ägypten für "Cleopatra" vor der Kamera stand bzw. lag. Burton spielte den Marc Anton, und so wie die historischen Figuren verliebten sich auch deren Darsteller ineinander.

Ehe eins währte zehn Jahre lang. Man küsste und man schlug sich. Im Sommer 1974 ließen sich die beiden scheiden. Sie mochten nicht mit-, aber offenbar auch nicht ohneeinander sein: Schon im Herbst 1976 gaben die Taylor und Burton einander erneut das Ja-Wort. Er schenkte ihr einen Mega-Brillanten, was auf große öffentliche Anteilnahme stieß. Ein Jahr später war es erneut vorbei, diesmal für immer.

Flasche

An der Seite des ehemaligen Shakespeare-Mimen, der als schwerer Alkoholiker galt, hatte auch Elizabeth Taylor den Reiz der Flasche entdeckt, dem sie forthin kaum noch entsagen mochte. Der sie aber auch mit ihrem letzten, um 20 Jahre jüngeren Gemahl Larry Fortensky zusammenführte. Die Hollywood-Diva war dem Bauarbeiter 1991 in einer Entzugsklinik begegnet und seinem rustikalen Charme erlegen. Der ungleiche Zauber währte vier Jahre lang und sollte auch die letzte Ehe der Diva sein.

Liz Taylor war neben Liza Minnelli eine der wenigen, die sich offen über ihre Sucht äußerte und stets darum warb, Alkoholismus als Krankheit zu akzeptieren. Sie setzte sich später auch massiv für Aids-Opfer ein, besuchte dafür Talkshows und Galas.

In den 90ern wandelte sich Taylor vom Sexsymbol zur eher mütterlichen Figur, zu der selbst der scheue Michael Jackson inniges Zutrauen fasste. Aus Dankbarkeit, wofür auch immer, richtete er auf seiner Neverland-Farm einen Liz-Taylor-Altar ein. Man darf hoffen, dass die beiden einander nun wiedergefunden haben.