Er sei vermutlich das einzige Kind in New Jersey gewesen, das mit "Essen kommen!" zu Tisch gerufen wurde. Sonst hätte sich der deutsche Sprachgebrauch seiner Eltern auf "Apfelstrudel" und "Vanillekipferl" beschränkt. Weder sein Vater noch seine jüdischen Großeltern, die 1938 vor den Nazis aus dem Waldviertel fliehen mussten, wollten in der Neuen Welt an ihre österreichische Vergangenheit erinnert werden. Eine frei gewählte Amnesie, die selbst die Musik ihres bedeutenden Verwandten Gustav Mahler einschloss. "Ich bin mit den Beatles und Rolling Stones groß geworden. Mahler, der ein Cousin meines Großvaters Georg war, wurde in meiner Familie nie gehört. Erst in Europa habe ich erkannt, wie unglaublich seine Musik ist ", blickt Peter Ma(h)ler mit Staunen zurück.

Als 21-Jähriger war der gebürtige New Yorker aufgebrochen, um das Land seiner Vorfahren zu erkunden. Die Rückkehr zu seinen Wurzeln wurde für ihn zum Erweckungserlebnis. Seit damals schreibt sich Peter Ma(h)ler wieder mit einem "h" in seinem Namen, allerdings in Klammern gesetzt. Dabei wäre auch Maler passend.

In Wien vom Gustav-Mahler-Clan, insbesondere von Alma Zsolnay, herzlich aufgenommen, studierte er an der Universität für angewandte Kunst und machte bei Wolfgang Hutter 1981 sein Diplom. An diese phantastisch-realistischen Anfänge erinnern einige Bilder, die seit Kurzem im Obergeschoß des Klagenfurter Künstlerhauses hängen. Hier hatte sich Ma(h)ler ein Atelier genommen, als er vor zwei Jahren mit seiner Kärntner Frau und Töchterchen Gloria-Maria (6) an den Wörthersee übersiedelt war.

Vielseitige Kreativität

In seinem stilvollen Oberlichtstudio erfindet sich der 56-Jährige seither immer wieder neu. Zuletzt mit abstrakten Fingernagelmalereien, illusionistischen Geometrien á la Escher oder computergenerierten Typographien von Ikonen der Kunst- und Kulturgeschichte: Mona Lisa, Marilyn Monroe oder Sigmund Freud. Auch das Restaurieren von chinesischen Antiquitäten hat es dem gelegentlichen Illustrator von Zeitschriften ("Profil" etc.) und Plattencovers angetan.

Zwei seiner Digitaldrucke hängen derzeit in der Weihnachtsschau des Künstlerhauses, das der freundliche Hüne regelmäßig mit eigener Live-Musik beschallt. In seinem Atelier trifft sich der Hobbygitarrist nämlich gerne mit Freunden zu privaten Rock-Sessions, die manchmal zu kleinen Wettkämpfen mit den Bands des darunterliegenden Cafés ausarten. "Unser Motto lautet dann: Wer am lautesten spielt, hat gewonnen", ulkt Ma(h)ler mit charmantem US-Akzent und erweist sich dabei als würdiger Erbe seines berühmten Urahns: "Wenn ich gut drauf bin, dann bin ich auf meiner Gitarre scheißgut".

In Kärnten möchte der österreichisch-amerikanische Doppelstaatsbürger auch künftig bleiben: "Die Lebensqualität mit dem vielen Wald hier ist einfach fantastisch". Fast überflüssig zu erwähnen, dass sein liebstes Ausflugsziel das Komponierhäuschen in Maiernigg ist.

Wer Peter Ma(h)ler als Maler näher kennenlernen möchte, wird noch bis April 2011 auf eine Ausstellung in der Kleinen Galerie des Künstlerhauses warten müssen. Als lautstarker Musiker dürfte er Besuchern des Musentempels mit Sicherheit schon früher unterkommen.