In Ihrem derzeit in den Kinos laufenden Drama "Tag und Nacht" werfen Sie einen Blick auf zwei junge Studentinnen, die in Wien Prostitution als Abenteuer verstehen, aber letztlich von der Realität überrollt werden. Wo liegen denn die Wurzeln zu diesem ungewöhnlichen Projekt?

SABINE DERFLINGER: In einem Drehbuch, das mir die Produzentin und Kamerafrau Eva Testor gab. Es basiert auf realen Erlebnissen, auf vertraulichen Gesprächen mit sogenannten Escort-Girls.

Hatten Ihre Schauspieler keine Schwierigkeiten, sich so oft nackt zu zeigen?

DERFLINGER: Die beiden Frauen nicht, wir haben in Gesprächen mit Eva Testor genau vorbereitet und miteinander abgesprochen, was wir zeigen wollten und was nicht. Für Anna Rot und Magdalena Kronschläger war das Einpapierln, Auspapierln bald selbstverständlich, fast Routine. Die Männer taten sich da viel schwerer, weil sie ja jeweils nur in einzelnen Episoden vorkamen.

Hat Ihr Film eine Art Moral?

DERFLINGER: Moral? Darum geht es nicht. Der Film stellt Fragen, und die muss jeder für sich beantworten. Hätte ich eine Botschaft, würde ich sie von der Kanzel aus verkünden.

Welches Publikum haben Sie sich eigentlich für "Tag und Nacht" erwartet?

DERFLINGER: Da war und bin ich selber neugierig. Die Mutter einer Freundin hat gesagt: "Das ist ein Film für den Papa..."