Es war spät am Samstagabend, als "Wetten, dass..?"-Moderator Markus Lanz die Bombe platzen ließ: "Das war "Wetten, dass..?" aus Offenburg", sagte der 45-Jährige mitten in den Abschiedsapplaus hinein. "Wir gehen jetzt in die Sommerpause und sehen uns am 4. Oktober wieder mit den letzten drei Ausgaben von "Wetten, dass..?"". Knappe Worte zum Anfang vom Ende der 1981 gestarteten legendären Show.

In den Wochen zuvor war immer wieder über ein baldiges Aus spekuliert worden. Doch die Art und Weise, wie Lanz kurz und bündig die Entscheidung präsentierte, war überraschend. "Der Rückgang der Zuschauerzahlen zeigt, dass sich die Sehgewohnheiten verändert haben und das Format an Anziehungskraft verloren hat", begründete ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler den Schritt seines Senders in einer Mitteilung, die exakt zum Ende der Sendung gegen 23 Uhr am Samstag in den Redaktionen eintrudelte. "Es ist uns nicht leicht gefallen, einen Klassiker wie "Wetten, dass..?" vom Schirm zu nehmen. Der Aufwand einer so großen Show steht aber nicht mehr im Verhältnis zur Zuschauer-Resonanz."

"Wirtschaftlich und programmstrategisch können wir als Co-Partner diese Entscheidung nachvollziehen und müssen diese zur Kenntnis nehmen", kommentierte ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner das Aus. "Die Gründe, die das ZDF für den Ausstieg aus 'Wetten, dass ..?' nennt, decken sich auch mit unseren Beobachtungen des internationalen Marktes. Die stabilen Quoten in Österreich konnten diesen Trend leider nicht aufhalten." Die gestrige Ausgabe hatte allerdings auf ORF eins mit durchschnittlich 495.000 Zusehern und 21 Prozent Marktanteil das drittschlechteste Sendungs-Ergebnis seit Anfang 2013. Anders dagegen im ZDF: Die Einschaltquote stieg bei der Offenburg-Ausgabe um rund eine Million auf 6,84 Millionen im Vergleich zur Februar-Sendung, die mit 5,85 Millionen einen historischen Tiefpunkt erreicht hatte.

Gottschalk überrascht

Lanz-Vorgänger Thomas Gottschalk (63) zeigte sich überrascht. "Dann hätte ich das Ding auch gleich selbst an die Wand fahren können", sagte der Entertainer am Samstagabend in einem Telefongespräch mit "Spiegel Online". Gottschalk habe durch den Anruf von der Einstellung der Show erfahren. Später ließ ?er wissen: "Weder Häme noch Besserwisserei sind jetzt gefragt. (...) Ich trauere, wie man so schön sagt, still. Und das will bei mir was heißen." Gottschalk hatte zwischen 1987 und 2011 insgesamt 151 Ausgaben moderiert.

Auch Sendungs-Erfinder Frank Elstner erfuhr erst live von dem Aus."Spiegel Online" sagte er, er habe sich dabei "gefühlt wie ein Boxer, der einen Tiefschlag verpasst bekommt". Auf seinem Twitter-Account schrieb er, die Entscheidung gehe "an die Nieren". "Ich sehe die Entscheidung mit einem lachenden und einem weinenden Auge", hieß es in einer von seinem Büro in Baden-Baden verbreiteten Erklärung später. "Natürlich ist es immer traurig, wenn etwas zu Ende geht, aber lachend, weil ich an eine Wiederbelebung glaube." Er kenne keine Sendung, die bei 23,1 Prozent Marktanteil eingestellt werde.

Moderator Markus Lanz bedauerte in einem nach der Show veröffentlichten Interview mit der vom ZDF beauftragten Agentur all4radio, dass "Wetten, dass..?" mit der Entwicklung der TV-Landschaft nicht mehr habe Schritt halten könnten. Die Show sei etwas, "was das deutsche Fernsehen eigentlich dringend braucht. Aber offenbar passt es im Moment wahrscheinlich nicht mehr so richtig in die Zeit." Diese sei doch ein bisschen kalt geworden. Lanz bezeichnete die Show als "feine Familienunterhaltung" ohne "Zynismus" und "Sarkasmus".

ZDF-Programmdirektor Himmler betonte, man habe "gemeinsam entschieden, dass wir noch die drei geplanten Ausgaben in 2014 machen. In den letzten Jahren hat sich im Showbereich sehr viel verändert. Das trifft alle Sender und Unterhaltungsprogramme, besonders hart aber "Wetten, dass..?" als traditionsreichste Show in Deutschland."

Ein Türchen ließ der Unterhaltungschef jedoch noch offen: Die Rechte an der Marke will der Sender behalten und gegebenenfalls auch wieder aktivieren. "Das Konzept, das Frank Elstner Anfang der 80er Jahre für das ZDF erfunden hat, bleibt einzigartig", so Himmler weiter. "Deshalb schließe ich nicht aus, dass es irgendwann noch einmal auflebt. Wir suchen aber weder einen neuen Moderator, noch planen wir eine Fortsetzung in absehbarer Zukunft. Die Hauptredaktion Show arbeitet jetzt an neuen Ideen für den Samstagabend."

Die erste Sendung nach der Sommerpause kommt am 4. Oktober aus Erfurt. Letzte Österreich-Station ist am 11. November Graz. Endgültig Schluss ist dann am 13. Dezember mit der 215. Ausgabe aus Nürnberg.

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