Das Ende der größten Fernsehshow in Deutschland wird in einem Nebensatz verkündet. Moderator Markus Lanz steht zur Abmoderation vor der Kamera. "Das war "Wetten, dass..?" aus Offenburg", sagt der 45-Jährige am Samstagabend nach drei Stunden Show in den Schlussapplaus hinein. "Wir gehen jetzt in die Sommerpause und sehen uns am 4. Oktober wieder mit den letzten drei Ausgaben von "Wetten, dass..?"".
Kurze, knappe Worte für einen langen Abschied. Ein großes Stück Fernsehgeschichte wird nüchtern abgewickelt. "Das war's", sagt Lanz nach dem Ende der Sendung im badischen Offenburg und schreibt Autogramme. "Es war eine tolle Sendung." Lanz und sein Team wussten es schon, bevor die Sendung los ging. Doch sie behielten das Geheimnis für sich, spulten routiniert das Programm ab. Erst ganz am Schluss, fast unbemerkt, lässt Lanz die Bombe platzen.
Noch drei Ausgaben
Vom Klassiker "Wetten, dass..?" wird es bis Ende des Jahres noch drei Ausgaben geben. Dann ist Schluss mit der Show - nach dann 215 Ausgaben und fast 34 Jahren. Zu teuer und eine zu geringe Resonanz, lautet die Begründung des Senders. Lanz dreht mit dem früheren Flaggschiff der deutschen Fernsehunterhaltung die letzten Runden.
Der oft gescholtene Lanz steht alleine da, als er die Botschaft überbringt. Es ist seine 13. Ausgabe von "Wetten, dass..?", die er am Samstagabend präsentiert. Vor eineinhalb Jahren hat er die Show übernommen. Kritik und sinkende Einschaltquoten haben ihn seither begleitet. Als das Aus verkündet ist, sagt er: "Jetzt ist es raus."
Seine Mitarbeiter raten ihm, hinter die Kulissen zu gehen. Doch Lanz will zum Publikum. Angesprochen auf das absehbare Ende, das vom Sender und Moderator ohne große Emotionen verkauft wird, wird er nicht. Viele im Saal haben es gar nicht richtig mitbekommen: "Wetten, dass..?" hinterlässt eine ratlose Fernsehnation.
Letzer Aufruf
ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler ist auch im Saal. Er sitzt in der ersten Reihe neben der Ehefrau von Markus Lanz. Doch Lanz hat die Aufgabe, "Wetten, dass..?" zu Ende zu bringen. Wenige Sekunden, bevor er das Aus verkündet, ruft er die Zuschauer noch dazu auf, sich als Wettkandidat zu bewerben. Es wird nun nicht mehr nötig sein.
Am Sonntagmorgen wird klar: Mit der Show konnte Lanz die Talfahrt der Quoten stoppen. 6,84 Millionen Zuschauer (23,1 Prozent Marktanteil) schalteten die ZDF-Show live aus Offenburg ein - eine Million mehr als die Februar-Sendung, die mit 5,85 Millionen Zuschauern noch den historischen Tiefpunkt in mehr als drei Jahrzehnten markiert hatte.
"Ich habe in Offenburg einen freundlichen Empfang und einen warmen Applaus erlebt", sagt Lanz. "Ich weiß das sehr zu schätzen." Gäste und Wetten geraten im Rückblick eher in den Hintergrund. Hollywood-Schauspielerin Cameron Diaz brachte Glanz in die Sendung, ihre deutsche Kollegin Veronica Ferres und Komikerin Annette Frier machten Werbung für ihre ZDF-Filme, Modedesigner Guido Maria Kretschmer begeisterte vor allem die Damen im Publikum.
Die US-Sängerin Anastacia präsentierte ihren neuen Song "Stupid Little Things" und Entertainer Hape Kerkeling gab seinen Einstand als Schlagersänger. Der 49-Jährige war vor Lanz im Gespräch als "Wetten, dass..?"-Moderator. Er sagte ab. Und lässt das baldige Abschalten der Show am Samstagabend unkommentiert.
Wettkönig wurden Thore Gauch (22), Ha Van Duc (23) und Luai Baker (23) aus Kiel. Sie sprangen Salti über einen Theke und tranken im Sprung aus einem auf der Theke stehenden Cocktailglas. Die weiteren Wettkandidaten ließen Toastbrote fliegen, Bremsleuchten eines Autos rhythmisch aufleuchten, köpften hart gekochte Eier mit einer Peitsche, prägten sich eine anspruchsvolle Farbanordnung ein oder bugsierten ein Miniaturschiff in eine kleine Flasche mithilfe eines 350 Tonnen schweren Schleppers und 2800 Pferdestärken.