Otto Muehl polarisiert. Groß war die Aufregung, als 1998 am Burgtheater das Dramolett "Muchl" aufgeführt wurde. Der Autor (einige Wochen zuvor nach sechseinhalb Jahren Haft entlassen) agierte als Hauptdarsteller und hatte prominente Partner wie Julia von Sell, Hermann Schmid, Einar Schleef, Christian Ludwig Attersee, Peter Turrini, Burg-Chef Claus Peymann und Chefdramaturg Hermann Beil.

Auch als Peter Noever 2004 im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) dem Werk Otto Muehls eine große Retrospektive widmete, wurde naturgemäß protestiert. Was jedenfalls deutlich wurde: Muehl ist aus Österreichs Kunstgeschichte nicht wegzuretuschieren. Da mag man die Person des Künstlers noch so verabscheuen. Rund 500 Exponate - Fotos, Filme, Grafik und viele Gemälde - wurden damals aufgeboten. Vom "Selbstporträt" des 29-Jährigen und "Sonnenblumen", die dessen Liebe zu van Gogh belegen, bis zu damals ganz frischen "Electric Paintings", überaus witzigen Trickfilmen mit Muehl und dessen Frau Claudia als Akteuren. Der an Parkinson laborierende Ex-Aktionist setzte sich dabei teuflische Hörner auf und zog schreckliche Fratzen.

Das malerische Werk dazwischen belegte neben einer unübersehbaren Lust am Malen und am Malen von Lust eines: ein hartnäckiges Hinter-der-Kunstgeschichte-Hermalen. Wobei der profunde Kunstgeschichtekenner Muehl um sein Tun immer wusste. Der spannendste Teil der Schau befasste sich mit jenem Abschnitt im Werk des burgenländischen Lehrersohns, mit dem er tatsächlich (österreichische) Kunstgeschichte schrieb: mit dem Aktionismus. Das Experiment Kommune und dessen bitteres Scheitern wurden nicht ausgespart. Wobei nicht unerwähnt bleiben soll, dass der unter dem diktatorischen Guru aufgebaute Friedrichshof im Burgenland heute ein florierender Wirtschaftsbetrieb mit mehreren Standbeinen von der sozialtherapeutischen Betreuung bis zum Seminarhotel ist. Äußerst stabil: Muehls hoher Stellenwert im Kunsthandel. Bei Auktionen und Messen haben die Arbeiten des heute 88-Jährigen einen Fixplatz.