Die Geschichte der Jungfrau von Orleans Elfjährigen von heute schmackhaft zu machen, das klingt nach keiner einfachen Aufgabe. Jung-Regisseurin Cornelia Rainer hat das Projekt des Dschungel Wien kurzfristig von Holger Schober übernommen, ihr Ziel war ein Brückenschlag in die Gegenwart. Herausgekommen ist "Johanna", ein Monolog für vier Frauenstimmen. Am Donnerstag (25. April) ist Uraufführung.

"Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, wofür sie heute stehen könnte: für Mut, Selbstvertrauen, Hoffnung, Glaube, Selbstbestimmung... Auf einmal hatte ich ein ganzes Paket an Themen. Da habe ich mir dann sehr leicht getan", erläuterte Rainer.

2012 war für die 1982 in Lienz geborene Theaterfrau ein starkes Jahr. Mit ihrem Stück "Lenz" startete sie beim Young Directors Project (YDP) der Salzburger Festspiele. "Das war eine riesengroße Erfahrung, die ich keine Sekunde missen möchte. Der Druck ist dort ein völlig anderer, die internationale Aufmerksamkeit auch", meint Rainer im Gespräch mit der APA. Im Herbst folgte Shakespeares "Sturm" am Stadttheater Klagenfurt. "Jede Arbeit ist immer ein nächster Schritt. Es geht kontinuierlich weiter."

Das heurige Jahr steht bei Rainer ganz im Zeichen von Kinder- und Jugendtheaterprojekten. Nach "I Wanna Be (Made)" ist "Johanna" ihr zweites Stück am Dschungel Wien. Im Mittelpunkt stehen Gedanken junger Frauen, die überlegen, wie es wäre, aus dem Korsett der schulischen und familiären Fremdbestimmungen auszubrechen. Sie fragen sich: Wozu lohnt es sich heute noch zu kämpfen? Woran glaube ich? Wo liegen meine Grenzen? Was ist im Leben wichtig für mich?

Dabei kommen sie auf die historische Figur der Johanna von Orleans (1412-1431), die während des Hundertjährigen Krieges die Franzosen gegen die Engländer anführte, gefangen genommen und als Ketzerin verbrannt wurde. Cornelia Rainer hat längere Zeit in Frankreich gelebt und gearbeitet. Dort bekam Jeanne d'Arc die Rolle einer Nationalheiligen. "Zu ihrem Gedenken marschiert Le Pen immer mit seinem Front National auf. Dadurch wird sie sehr mit dem rechten Lager in Verbindung gebracht. Diesen Themenkomplex habe ich aber bewusst weggelassen."

Ihr Stück sei auch als Monolog spielbar, für die Uraufführung habe sie die Rolle der Johanna auf vier junge Schauspielerinnen (Sophie Aujesky, Sophie Behnke, Anna Lisa Grebe und Louise Knof) aufgeteilt, erzählt Rainer: "Ich fand es sehr passend, das auf vier junge Frauen aufzuteilen, die selbst auf dem Weg sind - ein Pendant zu den Stimmen, die Johanna in sich hört." Zither-Spieler Karl Stirner sorgt für den musikalischen Teil des Abends.