Da ist sie wieder. Aber wer ist denn da bloß auf die Bühne zurückgekehrt unter den Blicken von Millionen Fernsehzuschauern? Frankreichs Première Dame scheint da im legendären Pariser "Olympia" zum Mikrofon zu greifen. Die Kleidung vornehm zurückhaltend, die Mimik ebenfalls, geizend mit Gesten und Gefühlen, so pflegte das schöne Ex-Model den Staatsbesuchen des sich hemdsärmelig gebärdenden Gatten Nicolas Sarkozy Würde zu verleihen. Und so zeigt sie sich nun auch am späten Samstagabend in der vom Altmeister Charles Aznavour produzierten, gefühlsseligen Rückschau auf die großen Zeiten des französischen Chansons.

Im dezent-schwarzen Hosenanzug tritt Carla Bruni ins Scheinwerferlicht. Das angeblich mit Botox-Spritzen verjüngte Gesicht der 44-Jährigen wirkt wächsern. Der Blick ist verhangen - im übertragenen wie im wörtlichen Sinne, fällt das kastanienbraune Haar doch immer wieder über die Augen.

Aber das kann doch gar nicht sein. Carla Bruni ist längst nicht mehr Première Dame. Mitte Mai hat sie den Élysée-Palast an der Seite des Gemahls verlassen. Vor allem aber: Warum sollte sie auch nur einen Tag länger als nötig eine Rolle spielen, die sie zwar perfekt beherrscht, aber nie geliebt hat? Die Protokollzwänge der Politik seien ihr ein Gräuel, hatte sie bereits eingeräumt, als sie noch am Hofe die Pirouetten der Première Dame drehte.

Doch nun hält sie an der ungeliebten Rolle fest. Keusch gekleidet, mit höfischen Manieren und diskretem Charme bestreitet sie den Abend. Andere von Aznavour für die France-2-Sendung "Hier encore" (Gestern noch) verpflichtete Stars wie Thomas Dutronc, Gérard Darmon oder Patricia Kaas mögen sich die Freiheit herausnehmen, die von Kollegen interpretierten Chanson-Klassiker Gilbert Becauds oder Edith Piaf s mitzusummen, sich im Takt zu wiegen, schließlich aus vollem Herzen zu applaudieren. Carla Bruni sitzt aufrecht da, die Beine bewegungslos übereinandergeschlagen.