Alphabetisch markieren Austria und Venezuela (fast) Anfang und Ende der Teilnehmerstaaten dieser 13. Architekturbiennale. Im Ausstellungsgelände Giardini liegen sie so ziemlich am weitesten voneinander entfernt. Diesmal besetzen die beiden Länder auch inhaltlich divergierende Positionen. Während Wolfgang Tschapeller in Josef Hoffmanns Pavillon das Ende der Architektur, wie wir sie kennen, verkündet, ein Aus für das Haus also, postuliert man im südamerikanischen Pavillon das Haus und das Recht auf ein Haus als absolute Voraussetzung eines menschenwürdigen Lebens.

Der österreichische Beitrag (wir berichteten) lässt auf einer 24 Meter langen Projektionswand digital generierte Körper frei flotieren oder miteinander agieren, schickt sie allein oder verknäuelt in ein gedanklich höchst komplexes und von profanen Bedürfnissen weit entferntes Universum. Venezuela hingegen setzt auf ein extensives Wohnbauprogramm. Ganz konkret. Was die beiden Beiträge vereint, ist der Befund, dass Architekten als Planer spektakulärer Einzelstücke möglicherweise eine gefährdete Spezies sind. Sogenannte Stararchitekten sind vertreten, ihren Beiträgen ist aber dort, wo sie um das eigene ?uvre kreisen, eine gewisse Peinlichkeit in der Tat nicht abzusprechen.

Kritik, Tschapellers Beitrag habe wenig bis nichts mit dem von Biennale-Direktor David Chipperfield verordneten Thema "Common Ground" zu tun, also mit der Suche nach einem Konsens hinsichtlich globaler Probleme und mit Hoffnungen, diese zu lösen, ist schwer zu entkräften. Die Umsetzung der (angsteinflößenden) Vision von der Anpassbarkeit des menschlichen Körpers auch an widrigste Umstände macht den Beitrag zweifellos zu einem der eindringlichsten.

Auch hinsichtlich von Eigeninitiativen kommt ein beeindruckendes Beispiel aus Venezuela: Rund um eine improvisierte Gastrozone informiert das Kollektiv Urban Think Tank über den Torre David - einen Wolkenkratzer in Caracas, der aus finanziellen Gründen als Rohbau aufgegeben und von Menschen aus den Barrios (rück?)erobert wurde.

In unmittelbarer Nähe erzählt Herzog & de Meurons Elbphilharmonie eine andere Geschichte über ein Architekturprojekt, das seit Jahren das Gemeinwesen von Hamburg in Atem hält. Architektur wird in mehreren Beispielen als Ressource vorgeführt. Sehr klug geht es im britischen Pavillon um das Thema der Aneignung; nicht von Las Vegas wird hier gelernt, sondern unter anderem von Rio, Venedig und chinesischen Städten.

Spezielle Raumerlebnisse ermöglichen Serbien und Polen. In beiden Beiträgen geht es um den "Baustoff" Klang. Katarzyna Krakowiak lädt in ein Gewölbe mit schrägem Boden, das serbische Team ermöglicht die Bespielung eines riesigen Tisches.

Vom Architekturmaterial Licht handeln mehrere Beiträge, naturgemäß jener von Olafur Eliasson. Der Däne ist mit seiner Solarlampe "Little Sun" in Venedig. Ein hübsches Ding, noch dazu für den guten Zweck, Licht in stromlose Weltgegenden zu bringen. Freilich: Auch Ikea bietet längst Solarlampen an, beim Kauf eines Exemplars geht ein zweites via Unicef in Entwicklungsländer.