Das zum vierten Mal von Manfred Aichinger und Nikolaus Selimov kuratierte Festival "Österreich tanzt" findet vom 6. bis 9. Juni im Festspielhaus St. Pölten statt und thematisiert in diesem Jahr mit "erinnern/Erinnerung/vergessen" die vielfältigen Zugänge zu dem Thema. "Das einzige Festival, das sich dem künstlerischen Tanz in Österreich widmet", so Selimov, beschränkt sich nicht auf die Bühne.

Aus 75 Einreichungen österreichischer Tanzkünstler wurde ein Programm aus zehn Produktionen an vier Abenden zusammengestellt. Den Beginn setzt Nici Rutrecht mit "Taped Version of Happiness", einer zeitgenössische Interpretation 30 Jahre alter Ballett-Musikkassetten. Die zwei weiteren Auftakt-Stücke von Liz King ("Ikarus & Newton") und Anna Knapp ("solo series/part one") legen den Fokus auf die eigene Tanzgeschichte.

Autobiografisch nähert sich auch Lisa Hinterreithner am zweiten Abend mit "wieder 1", einer Nacherzählung ihres Tanzunfalls, während Milli Bitterli ("Was bleibt?") sich mit Architektur und Gastgebern von Wohnungen auseinandersetzt und das Videomaterial mit Liveperformances unter der Frage "Was bleibt?" präsentiert. Am 8. Juni arbeitet Elke Pichler mit "Gefühl Gesicht Gestalt" den Nachlass von Susanne Schmida auf, Georg Blaschke "On The Platform With My Father" setzt sich mit der Hinterlassenschaft von Super 8 Stummfilmen und alten Jazzplatten seines Vaters auseinander.

"erruer de mémoire" von Simone Kühle, Daniela-Katrin Strobl und Thomas Wagensommerer versucht am Schlusstag 2012 die Erinnerung auf körperlicher und medientechnischer Ebene immer wieder auszuführen, Elio Gervasi schlägt mit "Erinnern und vergessen" bewusst einen spartanischen, reduzierten Weg ein. Martina Haagers "Body Memory" bildet mit dem dritten Akt an diesem letzten Tag das Finale des Festivals.

Das Workshop-Angebot lädt mit Modern Dance, Hiphop, Bodyparcous und dem "Ruhestandstanz" mit Doris Uhlich Besucher allen Alters ein, sich tänzerisch mit der Gegenwart auseinanderzusetzen. Das Rahmenprogramm setzt zwei Schwerpunkte, Videoaufnahmen verlassener Gebäude eröffnen mit Live-Auftritten von Volkstänzern am 7. und 8. Juni unter dem Titel "Past Present Times" Erinnerungsräume in der "Box". Während des gesamten Zeitraums des Festivals finden Performances von Tanzstudenten im öffentlichen Raum (FH-Campus, Bahnhofsvorplatz, Landhausviertel) statt.