Dirigent Bertrand de Billy will in den kommenden Jahren nicht mehr an der Wiener Staatsoper dirigieren. Das berichtete der "Kurier" in seiner Dienstagsausgabe. "Das Kapitel Staatsoper ist für die Dauer der Amtszeit von Dominique Meyer für mich abgeschlossen", so der Franzose, der im März nach Unstimmigkeiten mit der Direktion das Dirigat der "Lohengrin"-Neuproduktion zurückgelegt hatte.

Er selbst sei diesem Haus gegenüber "immer loyal" gewesen, bekräftigt De Billy. Allerdings sei er zuletzt "mit Unehrlichkeit und Illoyalität konfrontiert" gewesen, sodass er sich entschieden habe: "Unter diesen Voraussetzungen lässt sich die Arbeit nicht mehr fortsetzen." De Billy war nach der "Lohengrin"-Absage wieder für Dirigate ins Haus am Ring zurückgekehrt, sei jedoch im Juli informiert worden, dass er zwar im Repertoire dirigieren könne, was er wolle, "aber die bereits fix abgesprochenen Neuproduktionen nicht", sagt der Dirigent: "Mir war klar: Es hat für mich unter diesen Umständen an diesem Haus keinen Sinn mehr."

Er habe alle vorgesehenen Vorstellungen für die nächsten Jahre abgesagt, darunter vier "Fledermaus"-Vorstellungen in dieser Saison (für die Patrick Lange einspringt), in der kommenden Saison "Manon" mit Diana Damrau und "Lohengrin", in der Folge "Fidelio" und einiges andere. Meyer bedauert im "Kurier" diese Absage, steht aber zu seiner Neudisposition der vorbesprochenen Premieren. Er brauche "Partner, die hundertprozentig loyal sind": "Wenn ich drei, vier Jahre vorher eine Neuproduktion plane, muss ich wissen, dass die Abmachung hält. Das Vertrauen hatte ich nicht mehr."

Damit ist De Billy der zweite Dirigent von Rang, der sich in jüngster Zeit von der Staatsoper zurückzieht. Zuletzt hatte Franz Welser-Möst seinen Posten als Generalmusikdirektor und 34 Dirigate zurückgelegt. Er respektiere und verstehe die Entscheidung Welser-Mösts, so De Billy, der gleichzeitig betont: "Meine Entscheidung ist schon lange vor dem Bekanntwerden seines Rückzugs gefallen."