Es ist ihr entschlossener Blick, der einem auch 55 Jahre nach ihrer Körperkunst-Aktion „Aktionshose: Genitalpanik“ deren Dringlichkeit einbläut. Als Valie Export 1969, mit offener Hose, gespreizten Beinen und Maschinengewehr zum feministischen Gegenangriff auf einen männlichen Blick überging, der sie zum Objekt der Begierde, zur Projektionsfläche, macht, war das ein Befreiungsschlag. Doch die Gegenwehr war stürmisch und wiederum ein Spiegelbild dessen, wie eng die gesellschaftlichen Grenzen für Frauen in den ausgehenden 1960er-Jahren gesteckt waren.

Die ultimative Kampfansage geballter feministischer Avantgarde ist nun in der Wiener Albertina zu sehen, und zwar in Form einer Jubiläumsausstellung der Kunstsammlung des Energieunternehmens Verbund, kuratiert von Gabriele Schor, Gründungsdirektorin der Sammlung. Die feministische Kunst der 1970er-Jahre ist das Herzstück der rund 1000 Werke umfassenden Sammlung, rund 200 Künstlerinnen und Künstlern sind vertreten. Cindy Sherman und Aneta Grzeszykowska, mit ihren Rollenspielen vermessen sie die Grenzen weiblicher Identität, Birgit Jürgenssen hat die feine Klinge der Selbstironie geschwungen, um gewaltig zurückzuschlagen, während Auguste Kronheim schon 1969 mit ihren farbenprächtigen Holzschnitten das Rollenbild „Frau + Mutter“ seziert. Das Private ist immer politisch, eine Botschaft, die auch der Kunst von Renate Bertlmann eingeschrieben ist. Élodie Pong nicht zu vergessen, deren fabelhafte Videoarbeit „Ich bin eine Bombe“ man in Dauerschleife anschauen könnte.

Renate Bertlmann, Zärtliche Pantomime, 1976
Renate Bertlmann, Zärtliche Pantomime, 1976 © SAMMLUNG VERBUND Wien
Zanele Muholi, Isililo XX, 2014
Zanele Muholi, Isililo XX, 2014 © SAMMLUNG VERBUND Wien