Thaddäus, den alle zeitlebens nur „Teddy“ nannten, erbte das Widersprüchliche. Sein Vater war ein altösterreichischer, aus Lemberg stammender Ulanenoffizier, der in Nazi-Deutschland in unterirdischen Stollen mit polnischen KZ-Häftlingen Raketen zusammenbauen musste. Der 1935 geborene Sohn wuchs im wilden Wiener Arbeiterbezirk Simmering auf und verbrachte einen Teil seiner Jugend in der Abgeschiedenheit der Berge. Ein Onkel betrieb in Spital am Pyhrn eine Mechanikerwerkstätte, in der sein Vater Beschäftigung fand.  

Nicht weit weg liegt Admont. Teddy Podgorski besuchte das Stiftsgymnasium, wo er auch maturierte, zuvor aber noch für einen gehörigen Wirbel und Verweis aus dem Internat sorgte. Geblieben ist die Liebe zum Gesäuse mit seinen Felsen und Schluchten.

Der ehemalige Klosterschüler übersiedelte wieder in die Großstadt. In Wien studierte er sechs Semester ohne Abschluss Kunstgeschichte und Germanistik. Ihn zog es ans Theater, zuerst als Statist ins Burgtheater und an die Staatsoper, dann in kleineren Rollen auf Kellerbühnen. Weil die Gagen mickrig waren, wagte er den großen Sprung und schaffte 1953 den Einstieg in den Rundfunksender Rot-Weiß-Rot. Sein erster Förderer war die Radiolegende Heinz Fischer-Karwin. Das war nicht genug: Podgorski heuerte auch beim neu gegründeten Fernsehen an, dessen Direktor Gerhard Freund dem erst 20jährigen die Entwicklung einer aktuellen Nachrichtensendung anvertraute. Podgorksi erfand im Staatsvertragsjahr 1955 die „Zeit im Bild“, ein Markenzeichen, das auch nach fast sieben Jahrzehnten zum unverzichtbaren Tagesprogramm des ORF gehört.

Ärger mit den Vorgesetzten

Nur steil nach oben verlief die Karriere freilich nicht. Podgorski wurde kurzzeitig ins Abseits gestellt, weil er einen kritischen Fernsehreport über den Schah von Persien und dessen Frau Farah Diba drehte, was zu einer Verschiebung des Staatsbesuchs in Österreich führte. Später erregte er den Zorn des Generalintendanten Gerd Bacher wegen einer frechen Reportage über die Salzburger Festspiele. 

Podgorski eckte gerne an. Stromlinienförmig im Mainstream mitzuschwimmen war nie seine Sache. Stets suchte er nach Neuem. Bacher, der seinen Groll rasch vergessen hatte, machte ihn zum Chefreporter und Sportbeauftragten. Der kräftige Podgorski, selbst leidenschaftlicher Boxer, entwickelte das „Sportpanorama“ und erfand viele ähnliche Sendungen - vom zeitkritischen „Panorama“ gemeinsam mit Walter Pissecker über die nostalgischen Erinnerungen in „Seinerzeit“ bis zu modisch-hypen Show „Jolly Joker“ und den „Seitenblicken“ als Dauerbrenner. n.

Regionalisierung und Volksgruppensendungen

Dann kam noch eine Periode der Hauptverantwortung. 1986 wurde Podgorski zum Generalintendanten des ORF bestellt. Er war der Wunschkandidat von Bundeskanzler Fred Sinowatz, der die Dauerherrschaft Bachers beenden wollte. Es sollte nur für eine Amtszeit gelingen. 1990 kehrte Bacher triumphal zurück. In diesen vier Jahren blieb Podgorski als ORF-Chef kreativ. Er trieb die TV-Regionalisierung mit dem „Bundesland heute“ voran, installierte das Volksgruppenprogramm „Heimat, fremde Heimat“ und startete die Wissenschaftsreihe „Universum“. 

Umtriebig war Podgorski auch abseits des Küniglbergs. Er war prominentes Mitglied der nicht gerade feinen Wiener Gesellschaft, die sich im Wiener Innenstadtlokal „Gutruf“ traf. So geriet er in den Kreis des Waffenschiebers Udo Proksch. Der Untergang des „Lucona“-Frachtschiffes bescherte Podgorski sogar einen Auftritt vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Seine Treue zu den alten „Gutruf“-Kumpeln wie Helmut Qualtinger bewog Podgorski nach seiner Zeit im ORF zur wirtschaftlichen Rettung des Lokals beizutragen, indem er Mitbesitzer des Wirtshauses wurde.

Einen beschaulichen Ruhestand wollte Podgorski nicht genießen. Der Vater dreier Söhne kehrte zu seinen Anfängen als Schauspieler zurück, nicht nur in der Josefstadt oder bei Festspielen im Sommer, sondern auch in Film und Fernsehen. Für sein Lebenswerk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch das große Ehrenzeichen des Landes Steiermark.   

Teddy Podgorski erhält am Donnerstag, 12. November 2015, im Rahmen einer Feier, eine Replik der Goldenen Kamera.
Teddy Podgorski erhält am Donnerstag, 12. November 2015, im Rahmen einer Feier, eine Replik der Goldenen Kamera. © APA / Georg Hochmuth

Zitate von Teddy Podgorski:

Reaktionen:

Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auf X (vormals Twitter)
:„Teddy Podgorski war mit seiner Arbeit Fixbestandteil im Wohnzimmer der Österreicher:innen. Seine Gabe zu vermitteln wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und allen, die seine besondere Art zu erzählen jetzt vermissen.“