Am Samstag ist der österreichische Künstler Günter Brus 85-jährig gestorben. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Kultur reagierten sehr betroffen auf den Tod des steirischen Ausnahmekünstlers.

Vizekanzler und Kunstminister Werner Kogler (Grüne) via X (vormals Twitter):

„Auf seiner langen, tiefgehenden Suche hat Günter Brus die Weltkunst mit geprägt und unser Land zu einer Zeit mit verändert, als Veränderung dringend notwendig war. Ein großer Geist und Mensch - er wird fehlen. Meine Anteilnahme gilt seiner Familie.“

Elke Kahr, Grazer Bürgermeisterin (KPÖ):

„Günter Brus war weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt und bedeutend. Mit seiner Kunst hat er nicht nur bleibende Spuren hinterlassen, er hat auch wichtige Anstöße für gesellschaftliche Veränderungen gegeben. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und allen, die mit seinem Schaffen eng verbunden sind.“

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne):

„Günter Brus gehört zu den künstlerischen Ausnahmeerscheinungen des 20. Jahrhunderts. Er hat den Rahmen gesprengt, jenen der Gesellschaft wie auch den der künstlerischen Darstellung, und damit die Geschichte der Kunst für immer verändert. Mit unbeirrbarer Standhaftigkeit und Ausdauer hat er uns mit seinem visionären Schaffen irritiert, aufgewühlt und bereichert. Wir werden ihn immer in Erinnerung behalten und seine Kunst im Schaffen gegenwärtiger Performancekünstler:innen fortgeschrieben wissen.“

Michael Ludwig, Wiener Bürgermeister (SPÖ):

„Mit Günter Brus verlieren wir einen der wichtigsten österreichischen Künstler der Gegenwart. Er hat mit seiner radikalen Körperkunst die Kunstwelt nachträglich beeinflusst und verändert. Als einer der bedeutendsten Vertreter des Wiener Aktionismus setzte er sich in seinen Werken stets mit geltenden gesellschaftlichen Regelungen und Zwängen auseinander, die er scharf kritisierte.“

Klaus Albrecht Schröder, Generaldirektor der Albertina:

„Günter Brus zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten, einflussreichsten und komplexesten Künstlern Österreichs im 20. Jahrhundert: von seiner frühen aktionistischen Malerei über jene radikalen Aktionen, die er an sich selbst durchgeführt hat bis zu den wunderbar poetischen Bilderzählungen, mit denen er sich in die Geschichte der aller größten Zeichner eingeschrieben hat. Mit Günter Brus stirbt der letzte österreichische Bahnbrecher jener Avantgarde-Bewegung, die die Erweiterung der Malerei von der Leinwand in den Raum und auf den eigenen Körper hin radikal betrieben hat: Sein Einfluss auf die internationale Kunst kann gar nicht überschätzt werden. Der Tod von Günter Brus hinterlässt eine schmerzhafte Leere in diesem Land, das ihn viele Jahre verfolgt hat ehe es in ihm einen der ganz Großen der Kunst erkannt und gewürdigt hat. Das Werk von Günter Brus ist einer der gewichtigsten Pfeiler in den Sammlungen unseres Museums. Die Albertina besitzt über 400 Werke dieses großen österreichischen Künstlers, darunter seine schönsten Zyklen und wichtigen vielteiligen Bilderzählungen. In der Albertina Klosterneuburg - Essl Museum - wird ab Anfang April seine bahnbrechende aktionistische Malerei der frühen 60er Jahre ausgestellt werden.“

Veronica Kaup-Hasler, Wiener Kulturstadträtin (SPÖ):

„Günther Brus zählte zu den prägendsten und radikalsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Wenngleich sein Œuvre darüber hinausging, bleibt der Name Günter Brus, als einer der Hauptprotagonisten, für immer untrennbar mit dem ‚Wiener Aktionismus‘ verbunden. Mit exzessiven Performances, bei denen er oft an seine eigenen physischen und psychischen Grenzen ging, verstand er es, in einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderung, den Kunstbegriff neu zu skandalisieren und die österreichische Gegenwartskunst nach 1945 nachhaltig mitzugestalten. Sein visionäres Schaffen weckte auf, irritierte, brach Tabus und prägte so eine ganze Ära österreichischer und internationaler Kunst.“

Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere:

„Wir verlieren einen Kunstrebell, der nie aufgehört hat, sich weiterzuentwickeln und seine künstlerischen Mittel immer wieder neu zu erfinden. Es war eine Ehre und Freude, anlässlich seiner Retrospektive mit Brus zusammenzuarbeiten und ihn als brillanten Künstler, Intellektuellen und zugewandten Menschen zu erleben. Wir trauern um einen der Großen der österreichischen Kunst und einen Freund des Belvedere.“

Marko Mele und Josef Schrammel, Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum:

„Mit großer Trauer haben wir die Nachricht über das Ableben von Günter Brus empfangen. Einer der größten steirischen Künstler prägte durch seine Aktionen und sein zeichnerisches Schaffen eine Ära der österreichischen und internationalen Kunst. Seine Arbeiten inspirieren und begeistern die Besucher*innen des Bruseums in der Neuen Galerie in Graz seit seiner Eröffnung und wir werden dafür Sorge tragen, dass sein Werk niemals vergessen wird. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und Freunden. Möge er in Frieden ruhen.“

Roman Grabner, Leiter des Bruseum in Graz:

„Günter Brus war eine der herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, der mit seiner Kunst an die Grenzen gegangen ist und seinen Körper sprichwörtlich der Zerreißprobe ausgesetzt hat. Er hat bedingungslos für die Kunst gelebt und nie vor den Konsequenzen seiner Radikalität zurückgeschreckt. Er hat für die Kunstgeschichte Bleibendes geschaffen. Günter Brus war nicht nur rigoroser Aktionist, obsessiver Zeichner und spracherweiternder Dichter, sondern bis zuletzt ein heller Geist und politischer Mensch, der schmerzlich fehlen wird.“

Philipp Konzett, Galerist, Mitinitiator und Geschäftsführer des Wiener Aktionismus Museum (WAM):

„Günter Brus war jener der vier Aktionisten, der als einziger seine Aktionen an sich selbst durchgeführt hat. Dabei ist er bis an seine persönlichen Grenzen gegangen, um psychopathologische Dimensionen aufzuzeigen. Die Aktion “Selbstbemalung' von Günter Brus ist das Sujet der Eröffnungsausstellung 'Was ist Wiener Aktionismus?' In dieser Ausstellung und in unserem Museum werden Günter Brus und sein Werk nicht nur weiterleben - es wird gewürdigt und diskursiviert werden. Das WAM wird aufzeigen, welchen wichtigen Beitrag der Wiener Aktionismus mit u.a. Günter Brus zum Kunstbegriff nach 1945 geleistet hat.„