Alles scheint in Bewegung zu sein. Kein Wunder, man siedelt. CodeFlügel bezieht neue Räumlichkeiten, der Spirit ist hier trotzdem schon greifbar. Jung, urban, innovativ, man hat in den letzten Jahren Kunden wie Henkel, ÖBB, ÖAMTC, Internorm oder Zeiss betreut und ist führender Anbieter von Augmented-Reality-Systemlösungen. Bezeichnend: Die digitale Welt trifft auf die analoge, man wandelt zwischen Welten und über deren Grenzen, bringt die reale in eine virtuelle Welt. In Sachen Konzeption, Programmierung, Systemlösungen. Das heißt: Überzeugungsarbeit leisten, auch bei den Babyboomern.
Claus Degendorfer hat CodeFlügel aufgebaut, die Firmenphilosophie ist ein Resultat eigener Erfahrungen: „Ich habe die HAK gemacht, dann kurz in einem Konzern gearbeitet. Ganz klassisch. Ich habe aber schnell gewusst, in einem solchen Umfeld will ich nicht arbeiten. Die Menschen wurden zu Robotern, viele habe ich kein einziges Mal lachen gesehen. Aus meiner Sicht ein extrem menschenunfreundliches System, da ist es jede Woche nur um Zahlen gegangen. Aber überhaupt nicht um Menschen.“
Dann studierte Degendorfer Software und Wirtschaft, jobbte in einem Start-up und in kleineren Firmen. „Da habe ich mir gesagt, das mache ich gleich selbst. Weil ich Sachen gesehen habe, die mir nicht gefallen haben: Zu wenig Struktur, es wurde zu wenig geredet und dadurch, ohne voneinander zu wissen, an den gleichen Projekten gearbeitet.“ Er entschloss sich, selbst eine Firma zu gründen. Mit einem klaren Bild: „Es ist nicht die Digitalisierung per se, die die Veränderung in die Arbeitswelt bringt. Es ist die Art, wie man durch die Digitalisierung anders arbeiten kann.“
„Wenn Leute zu uns kommen, dann soll es sich nicht wie Arbeit anfühlen“, wird Degendorfer später erzählen. „Ich will nicht, dass man sich die ganze Woche aufs Wochenende freut und gesagt wird, montags ist alles wieder schlecht. Dann wäre die Zeit, die man hier verbringt, schlecht genutzt. Der psychosoziale Gesundheitsaspekt ist für mich genauso wichtig. Man soll sich in der Arbeit nicht verstellen müssen.“
Seine Firmenphilosophie geht sogar noch weiter: „Die Menschen arbeiten mehr, wenn sie nicht Dienst nach Vorschrift machen, sie bringen proaktiv Ideen. Wir haben uns darauf fokussiert, dass sie eigene Ideen entwickeln.“ Und sie dann auch extern in Spinn-offs weiterentwickeln.
Wichtig sei vor allem, dass es „passt“. Bestimmte Fähigkeiten könne man „nachtrainieren“, nicht aber Teamfähigkeit, Lernbereitschaft und Zuverlässigkeit – „damit kann man alles aufbauen“. CodeFlügel-Mitarbeiter erwartet ein anderes Arbeitsumfeld, in dem man sich wohlfühlen soll – aber es gibt, und das wird ausdrücklich betont, keine Wohlfühloase. Die Ansätze: Männerkarenz? Ja, erwünscht. Kreativtag in der Woche? Ja, inklusive, mit unterschiedlichsten Themenfeldern, auch abseits der Jobs.
Flexible Arbeitszeiten sind ebenso selbstverständlich wie ein Begleitprozess für neue Mitarbeiter inklusive persönlichen Mentors. Wenn der/die Neue fix ist, dann wird er/sie mit einem Codeprügel (ein Baseballschläger, den der Chef von den Mitarbeitern geschenkt bekam, bevor falsche Assoziationen entstehen) zum CodeFlügel-Ritter geschlagen.
Das hat etwas Verspieltes, Verbindendes, es setzt andere Reize, genauso wie Degendorfers Konferenzidee. Jeder sucht sich einen Kollegen und sagt etwas Positives zu dessen Arbeit. „Weil, seien wir uns ehrlich: Wir reden zu oft über negative Eindrücke.“ Der Chef sieht sich als Coach, als Verbesserer, der Konflikte auch vom Team lösen lässt. „Dieses „Auf-den-Tisch-Hauen“ des Chefs passiert meistens, wenn es schon zu spät ist. Das brauche ich nicht.“
Didi Hubmann