Ein bisserl wie Lego für große Kinder - wenn Heimo Reicher, Geschäftsführer von Vescon Systemtechnik mit Sitz in Gleisdorf, über das Produktportfolio des Hightech-Betriebs spricht, klingt das etwas spielerisch. Hinter den ausgeklügelten Anlagen und Produkten steckt freilich Hochtechnologie. Und dafür sind bestens ausgebildete Fachkräfte das A und O. Fachkräfte wie Lukas Rautnig, der bei Vescon im dritten Lehrjahr zum Elektrotechniker ausgebildet wird. Eine gewisse Liebe zum Basteln und zur Technik sei es gewesen, die seine Berufswahl begünstigt hat, so Rautnig.

Was macht den Reiz, die Faszination dieses Lehrberufs aus? „Mich begeistert vor allem die Abwechslung, besondere Freude macht mir der Schaltschrankbau, das gefällt mir definitiv am besten.“ Das Über-den- Tellerrand-Schauen trägt ebenfalls zur Vielfalt dieser Ausbildung bei. Als Elektrotechniker habe man mit der mechanischen Abteilung ebenso zu tun wie mit der E-Planung und der Konstruktion, aber auch mit den Kunden. Auch international sorgt Vescon vor allem mit dem Sondermaschinenbau für Aufsehen, die Fertigungspalette lässt sich ohne Übertreibung als „cool“ bezeichnen. U. a. werden Anlagen und Montagelinien für innovative Fahrzeugkomponenten wie Scheinwerfer entwickelt und gebaut.

Eine Turbolader-Anlage für Bugatti

„Wenn ein junger Mensch weiß, dass er da gerade an einer Anlage arbeitet, wo dann Scheinwerfer für einen neuen BMW gefertigt werden, oder er an einer Turbolader-Anlage für einen neuen Bugatti baut“, sorge das auch im Freundeskreis für Bewunderung und Gesprächsstoff. Das Betätigungsfeld beschreibt Reicher auch für die Lehrlinge „als breite und weite Spielwiese“.

Vescon: Andreas Pucher, Lukas Rautnig, Heimo Reicher
Vescon: Andreas Pucher, Lukas Rautnig, Heimo Reicher © Ballguide

Eintönigkeit hat daher bereits in der Ausbildung keinen Platz, betont auch Ausbildungsleiter Andreas Pucher. Lehrlinge würden schon nach kurzer Zeit an konkreten Kundenprojekten mitarbeiten - unter Aufsicht von Facharbeitern. „Bei uns ist niemand monatelang in der Lehrwerkstatt, sondern von Anfang mitten drinnen im Geschehen, es ist ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe, das ist das Spannende bei uns.“

"Vollwertige Mitarbeiter"

Kurz vor der Lehrabschlussprüfung steht Stefan Pirs, Elektrotechniker im vierten Lehrjahr beim Grazer Motorenspezialisten AVL. Auch für ihn zählt die Abwechslung zu den wichtigsten Vorzügen seiner Ausbildung und seines Berufs. Jedes halbe Jahr lerne er eine neue Abteilung kennen, er hat bereits den Gerätebau, den Bereich der Prüfstände - von der Technik über den Umbau bis hin zur Wartung - durchlaufen, aber u. a. auch die Entwicklung, wo es beispielsweise um den spannenden Aufbau von Prototypen, CAD-Pläne und das Labor geht. „Besonders interessant sind für mich der Gerätebau und die Prüfstandstechnik“, betont Pirs, der parallel auch die Matura macht. „Es ist uns wichtig, dass wir die Ausbildungswege auch möglichst breit aufstellen und unsere Lehrlinge sehr viel kennenlernen und von Beginn an als vollwertige Mitarbeiter wahrgenommen werden“, sagt Bernhard Posch, der die Lehrlingsausbildung bei AVL leitet. Schließlich gehe es um die zukünftigen, dringend benötigten Fachkräfte des Unternehmens.
Wert werde auch auf Teambuilding sowie zusätzliche fachliche Fortbildung gelegt, etwa beim Englischunterricht. Lehrlinge hätten schließlich auch die Möglichkeit, Praktika im Ausland zu machen. Pirs verweist auch auf das gute Image von AVL als Arbeitgeber.

„Es ist schon sehr faszinierend, wenn man weiß, dass fast in jedem Auto, das herumfährt, etwas von AVL drinnen ist.“ Das gilt übrigens auch für den Rennsport. Auch wenn hier vieles der Geheimhaltung unterliegt, verrät Posch eine Jahresstatistik: Bei 14 WM-Titeln in verschiedenen Rennsportserien hat AVL in der einen oder anderen Form mitgewirkt. „Das macht einen schon stolz“, so Pirs.

Breite Palette

Hoch hinaus will Marlies Berger, Elektro- und Gebäudetechnikerin im zweiten Lehrjahr bei der Energie Steiermark. Denn die bis zu 15 Meter hohen Hochspannungsmasten und die damit zusammenhängenden Montagearbeiten haben es ihr besonders angetan, „technikbegeistert“ sei sie schon immer gewesen. Neben dem fachlichen wird auch das sportliche Rüstzeug für diese herausfordernde Tätigkeit schon in der Lehrzeit mitgegeben. So beginnt jeder Tag für die Lehrlinge der Energie Steiermark mit Morgensport, auch am Nachmittag zählen fixe Sporteinheiten zum Ausbildungsplan, wie Abteilungsleiter Peter Jerepp betont. Der Energieversorger hat sich selbst einem „trialen Ausbildungssystem“ verschrieben, neben der Praxis im Betrieb und der Berufsschule wird auf den internen Fachunterricht sehr viel Wert gelegt, zudem gibt es eine eigene Ausbildungsschiene für „Green Energy Profis“.

Marlies Berger und Sandra Krobath
Marlies Berger und Sandra Krobath © Energie Steiermark

„Die Anforderungen dieses Berufs ändern sich ständig, darauf stellen wir uns auch in der Ausbildung ein“, sagt Jerepp. Das Gesamtpaket mache sich bezahlt. „Der Unterricht in der Firma hilft uns in der Berufsschule sehr“, erzählt Sandra Krobath, die derzeit das erste Lehrjahr absolviert. Planen, montieren, installieren, warten, reparieren, programmieren - für Berger und Krobath ist es insbesondere die breite Palette an Betätigungsbereichen und Inhalten, die ihre Lehre für sie so aufregend macht.