Na geh, pflegen kann doch jeder“, oder „Da muss man nichts lernen“, hört man immer wieder. Wirft man aber einen Blick hinter die Kulissen, zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Schon im Aufnahmeverfahren wird man eines Besseren belehrt. Von 103 Bewerbern am Bildungszentrum für Pflege und Gesundheit Ost wurden 26 aufgenommen, sagt Direktor Gerald Hörzer. Wer einen Pflegeberuf ergreift, kann auf eine anspruchsvolle, fundierte Ausbildung bauen. Aber welche Eigenschaften sind nötig, um einen Pflegeberuf zu ergreifen, und was steckt hinter der Ausbildung der neu geschaffenen Diplomierten Pflegefachassistenz? Wir haben bei Petra Leitner und Wilfried Eitljörg nachgefragt, die gerade ihr erstes Ausbildungsjahr absolvieren.

Einer der Vorteile des Pflegeberufs ist sicher, dass man in jedem Alter in die Ausbildung einsteigen kann. Was haben Sie vorher gemacht?
PETRA LEITNER: Ich habe zuerst in der Gastronomie und die letzten Jahre als Seniorenanimateurin gearbeitet.
WILFRIED EITLJÖRG: Nach der HTL für Maschinenbau und Betriebstechnik habe ich knapp 20 Jahre in der Konstruktion gearbeitet. Ich hätte nicht an den Pflegeberuf gedacht, doch dann sind meine Großeltern zu Hause von Mutter und Tante gepflegt worden. Das ist eine sinnvolle Aufgabe, da kommt etwas zuück, habe ich mir gedacht. Dann habe ich das Glück gehabt, dass mir mein damaliger Chef erlaubt hat, mehrere Wochen zu schnuppern. 

Was sollte man wissen, wenn man sich für einen Pflegeberuf entscheidet?
LEITNER: Der Beruf ist sehr anspruchsvoll. Viele sagen: „Ich will helfen.“ Das ist schön, aber man muss sich ernsthaft mit dem Beruf auseinandersetzen, sich auch abgrenzen können.
EITLJÖRG: Schnuppern ist zu empfehlen. Wenn ich in meinem alten Beruf einen Fehler gemacht hätte, wäre im Worst Case das Produkt daneben gegangen. Aber in der Pflege hat man mit Menschenleben zu tun.

Wilfried Eitljörg und Petra Leitner mit Direktor Gerald Hörzer (rechts)
Wilfried Eitljörg und Petra Leitner mit Direktor Gerald Hörzer (rechts) © (c) oliver wolf

Ist der Beruf etwas für sehr junge Menschen?
EITLJÖRG: Es ist sicher leichter, wenn man schon etwas mehr Lebenserfahrung hat als mit 14. Der falsche Ansatz ist aber, den Job machen zu wollen, weil man nicht weiß, was man sonst angehen soll. Wollen Sie später einmal von so jemandem gepflegt werden?

Langzeitpflege, Akutbereich – können Sie sich aussuchen, in welchen Bereich Sie später gehen wollen?
EITLJÖRG: Das ist der Vorteil der Ausbildung – sie ist umfang- und so facettenreich, dass man selbst ergründen kann, wo man am liebsten eingesetzt werden möchte.

Wie läuft das Auswahlverfahren ab?
EITLJÖRG: Schriftlich und mündlich. Ein Test, wie man ihn an höheren Schulen hatte. Logik, Rechtschreibung, kognitive Fähigkeiten ...
LEITNER: Beim Gespräch wird dann deine Persönlichkeit unter die Lupe genommen. Es wird auch ausgetestet, ob man dem gewachsen ist.

Und wie geht es Ihnen bisher in der Ausbildung?
LEITNER: Gut, es ist herausfordernd. Man hat Theorieblöcke, dann geht es in die Praxis. Man bekommt die Lehrinhalte wie ein Puzzle verabreicht, am Ende setzt sich alles zusammen. Ich lerne mit meinem 17-jährigen Sohn zu Hause um die Wette.

EITLJÖRG: Es ist nicht wie in der Schule – für ein Fach lernen und den Stoff gleich wieder vergessen. Man muss dranbleiben. Das bringt einem für später viel mehr.

In welchem Bereich möchten Sie später tätig sein?
LEITNER: In der Langzeitpflege, auch die Palliativstation interessiert mich, da hatte ich mein letztes Praktikum. Ich habe ehrenamtlich eine Hospizausbildung gemacht. Im zweiten Jahr kommt noch die Hauskrankenpflege dazu, das wird spannend.

EITLJÖRG: Mir hat auch das Praktikum im Krankenhaus gefallen. Aber zuletzt war ich in einem Heim – allein wenn man sieht, wie sich Menschen in fünf Wochen verändern können! Später würde ich gern eine Zusatzausbildung in Wundmanagement machen.

LEITNER: In der Gesellschaft wird die Pflege oft auf Waschen und Saubermachen reduziert. Es ist aber so viel mehr als das. Und es kommt so viel zurück, das ist das Schöne an dem Beruf – ein Lächeln, ein Danke, eine Umarmung.