Und auch Sarah Buchegger gehört zur wachsenden Zahl der Onlineshopper in Österreich. In einem kleinen Wohnort wie Abtenau verwundert das nicht. Nur im Nahrungsmittelbereich sind die Einkaufsmöglichkeiten im Internet doch sehr eingeschränkt. Geht es nach der 17-Jährigen, wird sich das ändern.

Seit September lernt Buchegger bei Spar in Salzburg den Beruf der E-Commerce-Kauffrau und zählt damit zu einer kleinen Gruppe von Pioniere. Die Lehre gibt es erst seit Juni und aktuell werden österreichweit 30 Burschen und 21 Mädchen zu E-Commerce-Experten ausgebildet. Auf Spar Österreich entfallen zehn Prozent der neuen Lehrlinge. Auch die Unito-Gruppe, größter österreichischer Onlinehändler mit Marken wie Otto, Universal und Quelle, setzt auf den neuen Beruf und nahm vier Lehrlinge auf. Die Zahl werde wachsen, versichert Personalchefin Franziska Angerer. „Die digitale Welt hat den Handel von Grund auf verändert.“

„Ich bin mit dem PC aufgewachsen“, sagt Buchegger. Auf die Ausbildungsmöglichkeit stieß sie – wo sonst – im Internet. Ähnlich verlief das bei Elias Schützenhofer aus Maria Anzbach, seit Kurzem E-Commerce-Lehrling bei Rewe Austria Touristik. Via Facebook war er auf die Lehrstelle aufmerksam geworden. Seit September ist der 18-Jährige dabei: „Das ist ein sehr wichtiger Beruf in der Touristik. Hier hat sich viel in der Digitalisierung getan.“ Aktuell bearbeitet er für die Internetseite billareisen.at Bilder in Adobe Photoshop und arbeitet sich in Google Analytics ein. Bei dieser Tätigkeit stehen die Analyse von Verkaufszahlen und das Marketing im Vordergrund, so die Lehrlinge übereinstimmend.

„Die Herangehensweise im Vergleich zum stationären Geschäft ist völlig anders. Es fehlt der Kundenkontakt. Dafür arbeite ich mit Daten aus dem Onlineshop“, erzählt Buchegger. „Meine Kreativität kann ich bei der Gestaltung der Flugblätter und des Onlineshops ausleben.“ Buchegger will versuchen, einen zweiten Lehrberuf, den der Medienfachfrau, aufzunehmen. „Das passt doch gut zusammen.“

Neben E-Commerce wurden zwei weitere Lehrberufe geschaffen, die dem Megatrend Digitalisierung Rechnung tragen: Applikationsentwicklung und Informationstechnologie.

Philipp Jammernegg aus Graz wählte nach der Matura am Wirtschaftskundlichen Gymnasium wie viele andere den Weg an die Uni und studierte Maschinenbau an der TU. „Ich habe schnell gemerkt, dass mir dafür die Grundlagen fehlen.“ Nach einem Semester orientierte er sich um und startete bei der Knapp AG die Lehre des IT-Technikers. Bald darauf wurde der Beruf des Applikationsentwicklers ins Leben gerufen und Knapp stellte sofort um – sehr zur Freude von Jammernegg: „Coding ist lässig, genau das, was ich machen will. Programmieren interessiert mich richtig.“

Der vierjährige Lehrberuf bietet sich für Unternehmen im Bereich der Softwareentwicklung und Programmierung an. „In diesem Segment komme ich mit einer Lehre genauso weit wie mit einem Studium“, ist der 20-Jährige überzeugt, denn „durch die Lehre erhalte ich die Berufserfahrung, die mir nach einem Studium noch fehlt“. Ein Studium könne er später immer noch machen. „Im Moment ist es mir wichtig, der Firma zu helfen.“

Vier Jahre dauert auch der neue Lehrberuf Informationstechnologie, der heuer mit den Schwerpunkten Systemtechnik und Betriebstechnik eingeführt wurde. „Das Neue ist die Fokussierung auf einen der Bereiche“, sagt Michael Holasek, Chief Information Officer der Bit Media E-Solutions in Graz. „Dieser Themenbereich ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Ich bin seit 30 Jahren in dem Job und lerne heute so viel wie nie zuvor.“

Paul Sket, 16 Jahre, hatte seinen Lehrvertrag bereits unterschrieben, als von der Wirtschaftskammer die Information über den neuen Lehrberuf kam. Kurz entschlossen stellte das Unternehmen um. „Informatik hat mich schon immer interessiert, was die Technologie Neues bringt und wie es da weitergeht.“ Bit Media bringt mit einem eigenen Rechenzentrum und eigenem Server die Voraussetzungen mit, die Systembetreuung zu lernen. „Die Digitalisierung erleichtert in vielen Bereichen das Leben und wird rasch an Bedeutung gewinnen“, unterstreicht der Lehrling eine nicht sehr gewagte Prognose.